e-Accessibility Grundlagen
Digitale Zug?nglichkeit betrifft jegliche elektronische Benutzeroberfl?chen und dient allen Menschen, unabh?ngig von der Art der Behinderung oder anderen besonderen Bedürfnissen und Merkmalen.
Was bedeutet e-Accessibility für Lernmaterialien?
Barrierefreie Lernmaterialien k?nnen von allen interessierten Lernenden "gelesen" und genutzt werden, unabh?ngig von motorischen, sensorischen und, soweit m?glich, kognitiven/psychischen Einschr?nkungen. So weit wie m?glich ohne individuelle Anpassungen. Wenn die Nutzung nicht ohne Anpassungen m?glich ist, sind zug?ngliche elektronische Lernmaterialien mit g?ngigen Hilfsmitteln wie Bildschirmleseger?ten oder Sprachsteuerungssoftware kompatibel.
The BIG FIVE - Die wichtigsten Merkmale barrierefreier elektronischer Benutzeroberfl?chen
Verinnerlichen Sie die folgenden fünf leicht zu merkenden Aspekte. Sie decken die meisten Anforderungen an digitale Barrierefreiheit ab. Au?erdem dienen sie als guter Leitfaden für selbst?ndige Zug?nglichkeitstests.
Flexible Output
Die Anforderung nach der M?glichkeit zur flexiblen Ausgabe der Inhalte am Bildschirm und durch verschiedene Ausgabeger?te richtet sich haupts?chlich nach den Bedürfnissen von Menschen mit Sehbehinderungen. Sie sind darauf angewiesen, digitale Inhalte auf verschiedenste Weise individuell anpassen zu k?nnen. Durch Vergr?sserung der Schrift, von Buchstaben-, W?rter- und Zeilenabst?nden, durch die Wahl alternativer Schriftart, durch Anpassung der Farben, Kontraste oder der allgemeinen Helligkeit auf dem Bildschirm.
Im Sinne des Universal Design wird von den Content Creators, den Ersteller:innen der Inhalte, nicht erwartet die Werkzeuge zur Anpassung der verschiedenen Aspekte selber bereitzustellen. Es ist also nicht notwendig, die eigene Website mit einer Funktion zur Vergr?sserung der Schrift zu versehen. Es ist aber umso wichtiger, dass sich die Inhalte unter Verwendung geeigneter Hilfsmittel vergr?ssern lassen.
Dies kann am leichtesten durch die Wahl geeigneter Dateiformate erreicht werden. So eignet sich HTML (und andere Webtechnologien) für die Erstellung zug?nglicher Inhalte optimal, w?hrend es für PDF und andere druck- und layoutorientierte Dateiformate wesentlich schwieriger und aufw?ndiger wird, Zug?nglichkeit sicher zu stellen.
Responsive Design
Menschen mit Behinderungen sind darauf angewiesen, dass Inhalte und Informationen auf verschiedenen Ger?ten und auf Bildschirmen unterschiedlicher Gr?sse mit verschiedenen Vergr?sserungsfaktoren ausgegeben werden k?nnen.
Es ist wichtig, dass die Texte bei der Vergr?sserung dynamisch umflie?en. Horizontales Scrollen sollte unbedingt vermieden werden.
Benutzerdefinierte Stile zulassen
Weitere Aspekte sind diverse M?glichkeiten der individuellen Anpassung der Darstellung. Inhalte sollen mit benutzerdefinierten Farbschemata, Schriftarten und -familien, Zeilenabst?nden usw., kurz mit benutzerdefiniertem CSS, dargestellt werden.
Flexible Output - kurz getestet
- Sichtkontrolle: Ctrl + mouse wheel / Ctrl + [[ + / - ]]
- Windows High Contrast Mode (Win HCM): [[Alt]] + [[Shift]] + [[PrtScn]]
- Zeilenabstand / Font: externe Seite Text Spacing Bookmarklet
- Benutzerdefinierte CSS CSS: externe Seite Stylus Browser Extension
Flexible Input
Erg?nzend zur Forderung nach flexiblen Ausgabem?glichkeiten sind flexible Eingabem?glichkeiten gefordert.
Alle interaktiven Komponenten von Benutzeroberfl?chen müssen sowohl über Zeigerger?te als auch über serielle Eingabeger?te bedienbar sein.
Die Computermaus steht stellvertretend für alle Zeigerger?te wie Trackpads, Mundm?use, Joysticks oder Eye-Tracking-Ger?te.
Die Tastatur hingegen steht für eine breite Palette von Ger?ten für die serielle Navigation. Hier bewegt sich der Benutzer seriell von einem interaktiven Element zum n?chsten, indem er eine Taste (z. B. Tabulator-Taste) drückt und das gewünschte Element mit einer anderen Taste (z. B. Enter/Leertaste) ausl?st. Serielle Eingabeger?te werden h?ufig in ma?geschneiderte Umweltsteuerungsger?te für Menschen mit schweren motorischen Beeintr?chtigungen integriert. (z. B. Tetraplegiker).
Elektronische Benutzeroberfl?chen sollten immer sowohl mit Zeiger- als auch mit seriellen Eingabeger?ten nutzbar sein.
Die serielle Navigation kann nur funktionieren, wenn der Tastaturfokus jederzeit deutlich sichtbar ist!
Flexible Input - kurz getestet
- Lassen sich alle Inhalte und interaktiven Komponenten sowohl mit der Computermaus als auch mit der Tastatur (Tab, Enter, Space, Pfeile und Esc) erreichen und bedienen?
- Ist jederzeit gut erkennbar, wo sich der Tastaturfokus gerade befindet?
- Werden etablierte, allgemein bekannte und akzeptierte Interaktionsmuster berücksichtigt oder gibt es detaillierte Handlungsanweisungen, auch für serielle Eingaben?
Etablierte Interaktionsmuster für serielle Eingaben: externe Seite WAI-ARIA Practices - Design Patterns and Widgets
Information, explizite Semantik und Feedback
(Kompatibilit?t mit assistiven Technologien)
Die anspruchsvollsten Anforderungen an barrierefreie Inhalte betreffen die Kompatibilit?t mit komplexen assistiven Technologien wie Screenreader- und Sprachsteuerungssoftware.
In beiden F?llen müssen alle relevanten impliziten semantischen Informationen und Eigenschaften explizit gemacht werden, damit die Kommunikation zwischen Menschen und Maschine (z. B. Screenreader) gelingt.
- Verschiedene Regionen oder Bereiche der Benutzeroberfl?che, wie z. B. Banner/Kopfzeile, Navigation, Hauptinhalt oder Fu?zeile, müssen sprachlich explizit benannt sein. Meistens sind diese aufgrund von Konventionen nur anhand von visuellen Hinweisen/Gestaltungseigenschaften zu erkennen.
- Das Gleiche gilt für die semantische Struktur von Textinhalten. Dies betrifft vor allem ?berschriftenstrukturen, Listen und Tabellen.
- Buttons/Schalter dürfen nicht nur aufgrund ihrer visuellen Gestaltung als solche erkennbar sein. Das Gleiche gilt für Icons.
- Formularfelder und Formularfeldgruppen müssen korrekt mit den jeweiligen Bezeichnungen verknüpft sein, damit klar ist, welche Eingaben wo erwartet werden.
Schwieriger wird die Frage der expliziten semantischen Information im Zusammenhang mit geskripteten interaktiven Elementen wie
- Modale Dialoge / Pop-up-Fenster
- (Mega-) Dropdown-Menüs
- Akkordeons, Tab-Listen und einfache Drop-Down-Elemente
- Karussells
- Schieberegler / Schiebereglerleisten
- Tooltips
- und viele mehr.
Für Webinhalte gilt daher die allgemeine Regel, dass natives HTML interaktiven Komponenten mit Skripten vorzuziehen ist, wo immer m?glich. Die überwiegende Mehrheit der HTML-Komponenten hat eine semantische Bedeutung und kann von Bildschirmleseger?ten korrekt interpretiert werden.
Der WAI-ARIA-Standard des W3C erlaubt es auch, skriptgesteuerte Komponenten mit semantischen Informationen zu erg?nzen. Mit Hilfe von WAI-ARIA-Attributen k?nnen Rolle (Worum geht es bei einem Widget?), Eigenschaften (z.B. Minima und Maxima von Schiebereglern) und Zust?nde (z.B. aktuelle Schiebereglerposition) "manuell" expliziert werden.
Feedback
Gerade bei Interaktionen ist es extrem wichtig, dass Zustands?nderungen immer explizit als Feedback zurückgegeben werden und nicht nur visuell. → ARIA-Live-Regionen.
Abschlie?end sei noch erw?hnt, dass Suchmaschinen enorm von expliziten semantischen Inhalten profitieren. Daraus folgt: Zug?ngliche Inhalte sind SEO-freundliche Inhalte.
Semantics - kurz getestet
Screenreader tests
- besuchen Sie einen unserer Kurse
- Besuchen Sie unsere Ressourcen zum Thema Screenreader
Das 2-Sinne-Prinzip
Bilder und Multimediainhalte und Bilder zielen bei Videos und Bildern speziell auf den visuellen Sinneskanal und bei Audioinhalten und Tonspuren von Videos auf den auditiven Kanal. Keines dieser spezifischen Formate kann heute zuverl?ssig automatisiert für andere Sinneskan?le aufbereitet werden.
Bilder und Textalternativen
Bilder, seien es Illustrationen, Fotos, Grafiken, Symbole oder Icons, vermitteln ebenfalls wichtige Informationen. In allen F?llen muss explizit als Text (in HTML meist als Alternativtextattribut: alt="vermittelte Informationen") angegeben werden, welche Informationen die jeweiligen Bilder für sehende Menschen vermitteln.
> Mehr Infos zur Zug?nglichkeit von Bildern und Alternativtexten an der ETH
Im Kontext der Hochschullehre ist besonderes Augenmerk auf komplexe wissenschaftliche Darstellungen zu legen, die nicht nur einzelne Elemente abbilden, sondern auch komplexe Wechselwirkungen darstellen.
Audio und Video
Es ist daher ?u?erst wichtig, dass jede rein visuelle oder rein auditive Information immer explizit für mindestens eine weitere Sinnesqualit?t aufbereitet wird.
Text gilt als "Joker" und kann mit modernen assistiven Technologien automatisch für verschiedene Sinnesqualit?ten aufbereitet werden: Auditiv und taktil mit Hilfe von Screenreadern oder direkt visuell als Text lesbar.
- Der auditive Inhalt von Videos muss immer als Text in Form von synchronen Untertiteln angeboten werden.
- Der visuelle Inhalt von Videos muss immer auch auditiv vermittelt werden. Entweder als Teil der "normalen" Tonspur oder als zus?tzliche Tonspur mit Audiodeskription.
- Die in Audiodateien vermittelten Informationen müssen auch in Form einer Textabschrift (Texttranskription) angeboten werden.
Das 2-Sinne-Prinzip - kurz getestet
Ob sinnvolle Alternativen für multimediale Inhalte angeboten werden, kann nur durch eine visuelle Prüfung durch den Menschen sichergestellt werden. Besonderes Augenmerk sollte auf die Qualit?t von Untertiteln und Texttranskriptionen gelegt werden.
Dasselbe gilt für Bilder. Alternative Texte in HTML k?nnen mit Hilfe geeigneter Werkzeuge sichtbar gemacht werden. Z.B.: externe Seite Web Developer Toolbar by Chris Pederick
Die Beurteilung, ob ein Alternativtext im gegebenen Kontext sinnvoll und zielführend ist, ist nicht ganz trivial. Der Alt-Text-Decision-Tree der Web Accessibility Initiave (WAI) dient als pragmatische Entscheidungshilfe.
Bei der Beurteilung komplexer wissenschaftlicher Darstellungen sind weitere Aspekte zu berücksichtigen. Die nachstehenden Ressourcen bieten hierzu Anhaltspunkte. Es ist dringend anzuraten, die entstehenden Textalternativen immer von entsprechenden Experten auf ihre Korrektheit überprüfen zu lassen.
Farben und Kontraste
Die Anforderungen an die Verwendung von Farben und Kontrasten sind die einzigen Aspekte der Barrierefreiheit, die die visuelle Kreativit?t der Designer bis zu einem gewissen Grad einschr?nken.
Informationen dürfen niemals ausschliesslich über Farben vermittelt werden. Denken Sie an ein visuelles Reservierungssystem, bei dem freie und bereits besetzte Pl?tze ausschliesslich mit grüner bzw. roter Farbe gekennzeichnet sind. Farbenblinde und andere Menschen mit Sehbehinderungen haben grosse Schwierigkeiten, zwischen den Kategorien zu unterscheiden.
Kontraste
Es versteht sich von selbst, dass Mindestanforderungen an das Kontrastverh?ltnis von Text und Hintergrund oder von Komponenten wie Formularfeldern zur unmittelbaren Umgebung unerl?sslich sind, damit Menschen mit Sehbehinderungen elektronische Medien richtig und effizient nutzen k?nnen. Zu geringe Kontraste lassen sich auch durch benutzerdefinierte Farbschemata nur schwer kompensieren.
Farben und Kontraste - kurz getestet
Visuelle Prüfung: Mit ein wenig ?bung ist es leicht, Bereiche mit problematischer Farbverwendung zu erkennen.
Es gibt verschiedene Tools zur Messung von Kontrasten. Für die ?berprüfung der von den WCAG geforderten Mindestkontraste die folgenden besonders gut geeignet: