Ein Oszilloskop für MRI-Scanner
Man nehme drei engagierte Physik-Talente, eine innovative Gesch?ftsidee und viel harte Arbeit – und heraus kommt ein ETH-Spin-off, das sowohl die MRI-Forschung als auch die medizinische Diagnostik schon bald ein ganzes Stück vorantreiben k?nnte.
?Eigentlich wollte ich ja unbedingt in die Versicherungsbranche einsteigen?, erz?hlt Christoph Barmet und l?chelt verlegen. Zehn Jahre, eine ETH-Silbermedaille und eine Spin-off-Gründung sp?ter ist der 37-J?hrige jedoch sicher, dass die Entscheidung gegen das Versicherungswesen und für die MRI-Technologie die richtige war.
Unter MRI (?Magnetic Resonance Imaging?, Magnetresonanztomographie) wird die bildgebende Form der Kernresonanzspektroskopie verstanden, mit der (Schnitt-)Bilder in beliebiger r?umlicher Ebene vor allem von Gewebe und inneren Organen im menschlichen K?rper gemacht werden k?nnen. Dadurch werden schnellere und genauere medizinische Diagnosen und eine detailliertere Erforschung einzelner K?rperteile m?glich. Das Verfahren basiert darauf, dass Kerne von Wasserstoffatomen im K?rper durch Radiowellen angeregt werden und dadurch selbst Radiowellen aussenden. Diese Wellen werden mit speziellen Spulen empfangen, mit Hilfe von Magnetfeldern kodiert und mittels einer Software in Bilder rekonstruiert.
Aus Studenten werden Unternehmer
Bei seiner Diplomarbeit lernte der damalige ETH-Student die Technologie zum ersten Mal kennen – und lieben: ?In meiner Abschlussarbeit versuchte ich, Herzgef?sse durch MRI besser sichtbar zu machen. Ich fand die Technologie so spannend, dass ich nicht lange überlegen musste, als mir Professor Prüssmann eine Dissertation im MRI-Bereich anbot?, erinnert sich der Luzerner heute.
Fast zur gleichen Zeit schlossen er, David Brunner und Bertram Wilm ihre MRI-Doktorarbeiten am Institut für Biomedizinische Technik an der ETH Zürich ab – und Barmet und Brunner erhielten für ihre Arbeiten je eine ETH-Medaille. Neben der Begeisterung für MRI-Technologie verband die drei aber noch eine weitere Leidenschaft: Der Traum von einem eigenen Unternehmen. ?2011 war es dann endlich soweit – zwei Jahre nach der Diss war unser Spin-off namens externe Seite Skope geboren?, erz?hlt Christoph strahlend. ?Wir hatten uns lange überlegt, welches Produkt wir herstellen wollen und uns schliesslich für ein Messger?t zur Verbesserung von MRI-Bildern, eine sogenannte Dynamic Field Camera entschieden.?
Pr?zisere Resultate und frühzeitige Diagnosen
Diese Kamera misst die dynamischen kodierenden Magnetfelder in den Scannern und erkennt dadurch Kodierungsfehler, die auch bei den neuesten Ger?ten unvermeidbar sind. Diese Fehler k?nnen dann entweder in Echtzeit oder im Nachhinein bei der Rekonstruktion der Daten in Bilder behoben werden, wodurch genauere, schnellere und quantitativere MRI-Bilder m?glich werden.
Mittlerweile haben die Jungunternehmer ein zweites Produkt, die sogenannte Clip-on Camera auf den Markt gebracht. Diese misst die dynamischen Magnetfelder w?hrend des eigentlichen MRI-Scans und erm?glicht eine Korrektur der Magnetfelder in Echtzeit, wodurch die Bilder sofort pr?ziser werden und keine Nachbearbeitung mehr ben?tigen.
Nützen sollen die neuartigen Ger?te in erster Linie MRI-Forschern und den Herstellern von MRI-Scannern. Und trotz der relativ hohen Kosten von rund einer viertel Million Franken pro Ger?t sind die ETH-Absolventen mit dem bisherigen Absatz zufrieden: ?Mittlerweile haben viele Forschungsgruppen auf der ganzen Welt und Siemens, einer der vier grossen Hersteller von MRI-Scannern, unsere Kameras gekauft. Philipps testet sie gerade?, so Co-Gründer Barmet. Auf Dauer sollen die Messger?te zu pr?ziseren Forschungsresultaten und schnelleren und genaueren Diagnosen in der Medizin verhelfen. Laut den Herstellern k?nne man mit den Kameras beispielsweise Tumore früher erkennen und den Blutfluss besser messen als bislang. ?Wenn irgendwann in jedem MRI-Scanner die Sensorik einer Dynamic Field Camera eingebaut w?re, würde das eine schnellere und erweiterte MRI-Diagnostik bedeuten?, ist Christoph Barmet überzeugt.