Energie sparen mit neuartiger Membran
Die Reinigung von Gasen verbraucht viel Energie, sei es für die Herstellung von Kunststoffen oder auch von medizinischem Sauerstoff. Das ETH Spin-off Unisieve verfolgt einen neuen Ansatz zur Filterung.
Wir haben mit einem der beiden Gründer, CEO Samuel Hess, gesprochen.
Inwiefern kann eure Technologie bei der Corona-Pandemie unterstützen?
Am Anfang der Pandemie kam es zu einer Verknappung von medizinischem Flaschensauerstoff, und wir haben innerhalb von wenigen Wochen Membranen entwickelt, die zur Anreicherung von Sauerstoff aus der Luft verwendet werden k?nnen. Da sich die Sauerstoff-Versorgung wieder normalisiert hat, wurde unsere Notl?sung bisher nicht eingesetzt. Aber für zukünftige Sauerstoff-Knappheiten steht sie zur Verfügung.
Was sind momentan eure Hauptaktivit?ten?
Ein betr?chtlicher Teil unserer Aktivit?ten dreht sich momentan um die Skalierung der Membranen- Produktion. Damit sind wir von Tag zu Tag besser in der Lage, allf?llige gr?ssere Mengen an O2/N2-Separations-Membranen herzustellen, sollte es im Zusammenhang mit der aktuellen Covid-19 Krise pl?tzlich zu einem Bedarf kommen.
Eure Technologie k?nnte vor allem wichtig sein fürs Abwenden der zweiten globalen Krise, dem Klimawandel. Wie vermindert sie den globalen CO2-Ausstoss?
Unsere Filter k?nnten die Gasreinigung durch Destillation ersetzen. Treibstoffe, Chemikalien, Kunststoffe - derzeit wird all dies aus Erd?l hergestellt. Dafür muss man Erd?l, welches aus einem komplexen Stoffgemisch besteht, chemisch umwandeln, auftrennen und einzelne Bestandteile weiterverarbeiten.
Das Gas Propylen ist mengenm?ssig nach Ethylen das global zweitwichtigste, aus Erd?l hergestellte Produkt. Propylen ist Ausgangsstoff für unz?hlige Substanzen, vor allem aber für Kunststoffe wie Polypropylen, aus denen zum Beispiel Filme, Fasern, Beh?lter, Verpackungen, Deckel und Verschlüsse hergestellt werden. Nach dem Steamcracken des Roh?ls wird Propylen durch Destillation von den anderen Bestandteilen getrennt. Dieser Prozessschritt braucht enorm viel Energie: derzeit verbrauchen Separationsprozesse mehr als 10% der globalen Energie.
Mit unserer Filtertechnologie k?nnen bis zu 80% der Prozessenergie eingespart und die CO2-Emissionen im Zusammenhang mit der Herstellung von Propylen um bis zu 90% vermindert werden.
Ein Riesenpotential. Woraus bestehen eure Membranen und wie werden sie hergestellt?
Um in industriellen Prozessen Gase zu filtern, sind stabile und flexible Membranen notwendig. Wir bringen Zinkoxid-Nanopartikel in eine Polyethersulfon-Polymerschicht ein. Die Nanopartikel fungieren als Keime, um im n?chsten Prozessschritt - direkt in den Poren der Polymerschicht - eine Zeolith-Struktur zu erzeugen. Zeolith-Strukturen k?nnen effizient andere Moleküle ?filtern?. Neu ist, dass wir durch den ?Einbau? der Nanopartikel in die Poren keine durchgehende Zeolithschicht brauchen. Eine durchgehende Zeolithschicht ist starr und brüchig. Da wir ohne diese Schicht auskommen, k?nnen wir mechanisch stabile und gleichzeitig flexible Membranen erzeugen.
UniSieve hat bereits mehr als 10 Kollaborationspartner in der Industrie. Die Membranen k?nnen nicht nur Propylen reinigen, sondern auch andere Substanzen filtern. Wie weit seid ihr mit der Ausweitung des Business Case auf andere Branchen als die chemische Industrie?
Die ersten Pilotversuche haben wir in einer industriellen Biogas-Anlage durchgeführt, also in der Energiebranche. Die Membranen haben sich als funktional und stabil erwiesen. Als n?chstes planen wir 2021 einen Pilottest mit der spanischen Energie- und Chemie-Firma Repsol. Repsol will nach eigenen Aussagen bis 2050 CO2-neutral werden. Unsere Membrantechnologie kann das Unternehmen dabei unterstützen.
Wie geht es weiter?
Wir planen, die Membranen bis 2022 in grossem Massstab zu produzieren. Die Membranen eignen sich auch als Add-on-L?sung zu bestehenden Destillationsanlagen, was das prozesstechnische und finanzielle Risiko für entsprechende Kunden sehr überschaubar h?lt. Je nach Entwicklung des CO2-Preises k?nnte sich die schon jetzt kurze Payback-Zeit unserer Technologie noch weiter verringern.
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Seit 1996 wurden an der ETH Zürich 437 Spin-???offs gegründet. ETH transfer, die Technologietransferstelle der ETH Zürich, unterstützt anerkannte ETH-???Spin-??offs im Gründungsprozess und in den ersten Jahren ihrer T?tigkeit.