«ETH-Angehörige geniessen einen grossen Gestaltungspielraum»
Piero Cereghetti wechselt nach 15 Jahren als Leiter der Human Resources der ETH Zürich zur SRG. Im Interview zu seinem Abschied blickt er auf seine Erfahrungen und Erfolge zurück.
Piero Cereghetti, sie waren 15 Jahre an der ETH Zürich. In dieser Zeit hat sich die ETH massiv entwickelt. Was waren für Sie die gr?ssten Meilensteine in der Entwicklung?
Ich hatte extrem Glück, genau in die Zeit hineinzukommen, in der die Verselbst?ndigung der ETH vonstattenging. Angefangen hat das mit dem Aufbau einer eigenen Lohnadministration: Früher wurden die L?hne in Bern verarbeitet. Die Revision des Bundespersonalgesetzes, die Ausarbeitung und Umsetzung der Personalverordnung und des Lohnsystems im ETH-Bereich pr?gten diese Zeit. Zudem haben wir die alte Eidgen?ssische Versicherungskasse EVK Schritt für Schritt zur gut finanzierten Pensionskasse Publica umgebaut. Auch der Aufbau der Kinderbetreuung und das neue Logistikkonzept der Dienste sind wichtige Meilensteine. Die zuletzt von der Schulleitung verabschiedete Revision der Anstellungsbedingungen der Doktorierenden war für mich das letzte grosse Vorhaben.
Was macht die Attraktivit?t der ETH Zürich als Arbeitsplatz aus?
Teil der ETH zu sein, macht stolz. Sie ist eine der letzten grossen Marken der Schweiz. In der Regel geniessen ETH-Angeh?rige auch einen grossen Gestaltungspielraum. Das setzt jedoch eine grosse Eigenverantwortung voraus, und dass man motiviert ist, Dinge anzupacken und zu verbessern. Der Nachteil dieser Freiheit: Bei Widerst?nden kann man auch ziemlich alleine sein.
Ist die Art, wie an der ETH die Arbeit organisiert ist, auch auf andere Institutionen übertragbar?
Ich halte die ETH in dieser Hinsicht für modellhaft und sehr erfolgreich. Ich glaube, das k?nnte auch in privaten Unternehmen funktionieren. Doch das oberste Management muss entsprechend grosszügig sein. Die Kontrollkultur, die sich innerhalb der Wirtschaft und Verwaltung immer mehr verbreitet, absorbiert viel Kraft.
Ist die ETH Zürich seit Ihrem Stellenantritt 1999 ein attraktiverer Arbeitsplatz geworden?
Ja, davon bin ich überzeugt. Zwar sind viele Sicherheiten nicht mehr da, doch das ist in der ganzen Wirtschaft der Fall. Die ETH Zürich als Arbeitsgeberin hat sich vom Bund emanzipiert. Den Verwaltungsmitarbeitenden haftet nicht mehr das Image des Beamtentums an, sie sind marktf?higer geworden. Das ist für mich eine entscheidende Ver?nderung.
Was wünschen Sie sich von der ETH für das künftige Personalmanagement?
Ich würde mir wünschen, dass personalpolitische Themen noch mehr im Fokus der ETH liegen. Denn heute ist Personalstrategie in Unternehmen von zentraler Bedeutung, sie birgt ein grosses Potenzial. Die Erfahrung und das Know-how der Personalabteilung k?nnen dabei von grossem Nutzen sein und sollten noch st?rker einbezogen werden.
Im Dezember treten sie ihre neue Stelle an. Was werden Sie an der ETH vermissen?
Am meisten vermissen werde ich das Team an der Turnerstrasse 1. Aber auch die ETH als Organisation, als Produktionsst?tte von Studierenden und Wissenschaftlern auf h?chstem Niveau wird mir fehlen. Gesch?tzt habe ich auch den grossen Gestaltungsspielraum: Das Umfeld, in dem man selbst?ndig L?sungen erarbeiten und diese umsetzen kann.
Ihr Nachfolger ad interim ist Cuno Künzler. Was wünschen Sie ihm?
Wer bei den Human Resources der ETH arbeitet, kann sich über eine ausgezeichnete Organisation mit einem motivierten und integren Team freuen. Als langj?hriger Kollege kennt Cuno das Team und die ETH sehr gut. Ich wünsche ihm alles Gute und viel Glück.
Zur Person
Nach 15-j?hriger T?tigkeit als Leiter der Human Resources der ETH Zürich tritt Piero Cereghetti eine neue Herausforderung an. Er übernimmt per 1. Dezember 2014 die Funktion des Personalchefs bei der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG SSR. Er hat in seiner T?tigkeit den Wandel hin zu einem modernen ETH-Personalmanagement mitgepr?gt. Seit dem 22. September 2014 leitet Cuno Künzler von der Personalabteilung den Infrastrukturbereich Personal und Dienste bis zur Wiederbesetzung ad interim.