Immer wieder auf zu neuen Ufern

Dass sie mit 50 Jahren einmal die Assistentin des Leiters Human Resources werden w¨¹rde, h?tte sich Nicole Kubli als junge Frau nie gedacht. Vor 30 Jahren war sie frisch gebackene medizinische Praxisangestellte. Anders als ihre Berufskolleginnen, die in einer Arztpraxis unterkamen, begann ihr Arbeitsleben am Institut f¨¹r Verhaltenswissenschaften der ETH. ?F¨¹r mich war das eine ganz neue Welt.? Vor allem wegen der sp¨¹rbaren Leidenschaft der Forscher, wie sie sagt. ?Ich hatte davor nur wenige Leute kennen gelernt, die so f¨¹r ihre Berufung lebten.?

Neun Jahre unterst¨¹tze sie dort die Forschung bei komplexen psychophysiologischen Humanversuchen, dann ging der Professor in Pension. Anders als die meisten ETH-Angestellten, die nach einer Emeritierung des Chefs weiterhin im Job verbleiben, wollte die damals 29-J?hrige Neues ausprobieren. Einige Monate sp?ter kam sie als Quereinsteigerin ins Sekretariat des Laboratoriums f¨¹r Festk?rperphysik. ?Mir gefiel, dass dort so viele Leute aus der ganzen Welt forschten.? Zumal gerade diese auch mit ganz profanen Anliegen zu ihr kamen: Mit der Frage wo man die l?chrigen Hosen flicken lassen konnte, zum Beispiel. Genau das habe sie oft zum Schmunzeln gebracht: ?Ich genoss es, dass die Atmosph?re so ungezwungen war.? Nicht f¨¹r lange. Auch an diesem Arbeitsplatz bahnte sich 1999 ein Chefwechsel aufgrund einer Emeritierung an. Wieder r?umte sie daraufhin freiwillig ihr Pult.

?Diesmal wollte ich eine Stelle mit einem j¨¹ngeren Chef, der nicht in absehbarer Zeit in Pension gehen w¨¹rde?, erinnert sie sich. Bei der Personalabteilung wurde sie f¨¹ndig. Von der fr¨¹heren Arbeit an der Forscherfront profitiert sie in der heutigen Position. ?Ich verstehe beide Seiten sehr gut ¨C die Forschenden und die Administration.? Gibt ein Professor eine Rechnung bei ihr unvollst?ndig ausgef¨¹llt ab, nimmt Kubli dies gelassen, wie sie sagt. ?Wissenschaftler konzentrieren sich auf ihre Projekte, nicht auf Papiere.?

Vom B¨¹rosessel in den Pferdesattel

Nicole Kubli war nie nur in der Administration zuhause. Ihre grosse Leidenschaft gilt den Pferden und dem Western-Reitsport. Jeden Tag nach der Arbeit und am Wochenende reitet sie mit ihrem Mann aus. 2004 machte sie ihre Leidenschaft mit einer Ausbildung zur diplomierten Reittherapeutin gar zum Teilzeit-Beruf. Jeden Freitag arbeitet sie nun mit behinderten Kindern eines Sonderschulheims. Laut Kubli haben die leistungsorientierte ETH und die sozialorientierte Sonderschule einiges gemeinsam: Der Forscher m¨¹sse seine Ergebnisse in renommierten Fachzeitschriften publizieren k?nnen, ein Rollstuhlfahrer m¨¹sse es schaffen, sich aufs Pferd hinaufzuziehen. ?Beide m¨¹ssen im Rahmen ihrer M?glichkeiten Spitzenleistungen erbringen.?

Gerade steht wieder ein Umbruch an: der dritte Chefwechsel. ?Wie es f¨¹r mich weitergeht, steht noch in den Sternen.?