Üben in der virtuellen Fabrik
Am 4. Mai zeichnet die ETH Zürich mit dem KITE Award zum vierten Mal besonders innovative Lehrprojekte aus. In einer kurzen Serie stellen wir die drei Projekte vor, die es in den Final geschafft haben. Alle entstanden in den Semestern des Fernunterrichts.
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In der Corona-Pandemie jagte eine Online-Vorlesung die n?chste, die Studierenden verbrachten oft ganze Tage in Videocalls. Das eigene Zimmer wurde zum H?rsaal, und die Grenzen zwischen Arbeits- und Erholungsort verschwammen. Viele Studierende klagten über physische Ersch?pfung, emotionale Leere und Monotonie.
?Wir wollten Studierenden eine v?llig andere virtuelle Lernerfahrung bieten?, sagt ETH-Professor Torbj?rn Netland. Gemeinsam mit seinem Team hat er für seine Einführungsvorlesung ?Production and Operations Management? zu Beginn der Pandemie ein neues Online- Konzept entwickelt.
Erkl?rvideos ersetzen Online-Vorlesungen
Was ist Industrie 4.0? Welche Vorteile hat das Produktionsverfahren von Toyota? Und was versteht man unter Just-in-time-Produktion? In 44 fünf- bis zehnminütigen Erkl?rvideos erkl?rten Netland und sein Team die wichtigsten Konzepte und Prinzipien im Produktionsmanagement.
?Unser Ziel war es, informative, unterhaltsame und abwechslungsreiche Videos zu erstellen, auf die sich die Studierenden freuen?, sagt Netland. Dafür zeichneten er und sein Team kurze Vortr?ge auf und kombinierten sie mit eingeblendeten Fragen, audiovisuellen Elementen und einer geh?rigen Portion Humor. Unterstützt wurden sie dabei von Katalin Tesch, einer Videoproduzentin in Netlands Gruppe.
Anstatt einer 90-minütigen Vorlesung ver?ffentlichten Netland und sein Team jede Woche drei bis fünf Videos auf Moodle, erg?nzt durch Texte, die das Gelernte vertiefen. Alle zwei Wochen trafen sich die Studierenden live via Zoom, um bei einem Quiz, das den Stoff der Videos abfragte, gegeneinander anzutreten. Die Gewinnerinnen und Gewinner erhielten eine Packung Chips und einen ETH-Merchandise-Artikel, die sie sich im Büro von Netland abholen konnten. Nach dem Quiz stand Netland für Fragen zur Verfügung und erl?uterte jene Aufgaben, mit denen die Studierenden Schwierigkeiten hatten.
Virtueller Fabrikbesuch
Wer wirklich verstehen will, wie eine Produktionsanlage funktioniert, besucht sie am besten selbst. Exkursionen waren aber schon unter normalen Umst?nden schwierig zu organisieren und w?hrend der Pandemie praktisch unm?glich. ?Wir haben die Fabrik deshalb mittels virtueller Realit?t (VR) zu den Studierenden gebracht?, erkl?rt Netland.
Mit der Innovedum-F?rderung für sein Projekt ?FactoryVR? produzierten er und sein Team die VR-Inhalte selbst. Mit günstigen VR-Brillen und einem Smartphone oder Computer besuchten die Studierenden reale Fabriken der Firma Hilti. Sie bewegten sich virtuell durch die Produktionshallen und l?sten an unterschiedlichen Stationen realistische Produktionsprobleme. Wie in einem Computerspiel erhielten sie dafür Punkte.
Diese Erfahrungen bildeten die Grundlage für eine von zwei benoteten Gruppenarbeiten. Dabei überprüften die Studierenden in Vierergruppen per Virtual Reality, wie gut Firmen wie Hilti die Prinzipien des Lean Managements umsetzen oder wie man die Produktion effizienter gestalten k?nnte, und hielten ihre Erkenntnisse in einem Bericht fest.
Innovation in Learning and Teaching Fair der ETH Zürich
Die Preisverleihung findet im Rahmen der ersten Innovation in Learning and Teaching Fair am 4. Mai statt. Dieser neue Anlass vereint zwei bisherige: die Learning and Teaching Fair, bei der sich ETH-Dozierende über innovative Lehrprojekte und -ideen austauschten, und den KITE Award, mit dem die Konferenz des Lehrk?rpers alle zwei Jahre besonders überzeugende Lehrinnovationen pr?miert.
Anmeldung zur Verleihung des KITE-Awards im Audi Max: www.ethz.ch/kite-registration
Portraits aller Projekte der Fair: teachingfair.ethz.ch