Frauen an der ETH

Seit Mitte der 90er Jahre studieren und arbeiten immer mehr Frauen an der ETH. Am markantesten hat sich der Anteil der Frauen im Studium erh?ht. Heute sind rund ein Drittel der Studierenden Frauen. Sehr attraktiv ist die ETH für junge Forscherinnen aus dem Ausland. Zurzeit w?chst der Frauenanteil am st?rksten auf Stufe der Assistenzprofessur. Auf der Stufe Professur zeigt sich der Wandel hin zu einem ausgewogeneren Geschlechterverh?ltnis jedoch weiterhin langsam. Immerhin lieg aktuell der Frauenanteil bei rund 20%. 

Immer mehr Frauen zeigen, dass die Wissenschaft für sie spannende und befriedigende Berufslaufbahnen bereith?lt. Die Professorinnen an der ETH ebnen als Vorreiterinnen jüngeren Frauen den Weg in die Forschung. Denn in Naturwissenschaften und Technik k?nnen weibliche Vorbilder den Ausschlag geben, dass sich junge talentierte Frauen für F?cher entscheiden, die für Frauen lange als untypisch galten. Immer mehr Forscherinnen an der ETH werden mit wichtigen Preisen ausgezeichnet. Dies zeigt, dass Frauen in stetig bedeutenderer Zahl wissenschaftliche Wegmarken setzen und Forschungsbereiche pr?gen.

Vergr?sserte Ansicht: Barbieri-Schüler, 1916
Barbieri-Schüler mit einer Frau in der Mitte im H?rsaal des Photographischen Instituts im Naturwissenschaftlichen Geb?ude der ETH Zürich, 1916 (Quelle: ETH Archiv)

Auf der Plattform der ETH Zürich-Bibliothek "Explora" gibt es einen spannenden ?berblick zur Geschichte der ETH Zürich und dem langen Weg zu Gleichstellung und Gleichberechtigung von Frauen und M?nnern in akademischen Betrieben in der Schweiz. Hier mehr erfahren.

 

 

1855 Die ETH er?ffnet ihre Tore. Frauen sind ausdrücklich zum Studium zugelassen.

1871 Die erste Studentin, Nadezda Smeckaja aus Russland, nimmt ihr Studium des Maschineningenieurwesens auf.

1877 Die erste Diplomandin, Marie Kowalik aus Russland, schliesst ihr Studium der Land- und Forstwirtschaft ab.

1879 Die erste Pharmazeutin, Concordia Isotomine aus Russland, schliesst ihr Studium ab.

1895 Die erste Schweizer Studentin, Maja Knecht aus Zürich, erlangt ein Diplom der Naturwissenschaften.

1897 Die erste wissenschaftliche Assistentin, Marie Baum, erh?lt einen auf ein Jahr befristeten Vertrag.

1909 Die erste Frau, die Pharmazeutin Hedwig Delpy aus Deutschland, schliesst ihr Doktorat ab. Die ETH hatte erst seit 1908 das Recht diesen Titel zu verleihen.

1910 Die erste Frau, Laura Hezner aus Deutschland, habilitiert sich zur Privatdozentin in chemischer Mineralogie und Petrographie.

1919 Die erste Bauingenieurin, Elsa Diamant aus Ungarn, schliesst ihr Studium ab.

1923 Die erste Architektin, die Schottin Flora Steiger-Crawford, schliesst ihr Studium ab.

1976 Der Verband der Studierenden der ETH erh?lt seine erste Pr?sidentin, die sp?tere Nationalr?tin Barbara Haering.

1979 Die erste Titularprofessorin, die Geobotanikerin Krystina Urbanska, wird ernannt.

1985 Die erste ordentliche Professorin, die Architektin Flora Ruchat-Roncati, wird ernannt.

1987 Die VESADA, ein Verein von ETH-Studentinnen, -Assistentinnen, -Dozentinnen und -Absolventinnen, wird gegründet. Sie setzen sich für eine verst?rkte Frauenf?rderung und -vernetzung ein.

1991 Die Frauenanlaufstelle wird gegründet. Die Geologin Katharina von Salis koordiniert die schulpolitischen Anliegen der Frauen.

1992 Die erste Ehrendoktorin, die amerikanische Umweltschützerin Donella H. Meadows, wird ernannt.

1993 Die Frauenanlaufstelle wird zur Stelle für Chancengleichheit von Frau und Mann.

2007 Zur ersten Rektorin der ETH wird die Professorin für Biopharmazie, Heidi Wunderli-Allenspach, gew?hlt.

2019 Die Stelle für Chancengleichheit von Frau und Mann wird zur Stelle für Chancengleichheit und Vielfalt.

2021 Die Stelle erh?lt durch die strategische Erweiterung um die Diversit?tsthemen einen neuen Namen: ETH Diversity.

Quellen:

Eidgen?ssische Kommission für Frauenfragen (Hg.): Frauen- und gleichstellungspolitische Ereignisse in der Schweiz 1848-1998, Bern 1999.

Stelle für Chancengleichheit von Mann und Frau an der ETH Zürich (Hg.): Wege in die Wissenschaft. Professorinnen an der ETH: 16 Portraits, Zürich 1997.

Vergr?sserte Ansicht: Matrikel der ersten Studentin der ETH, Nadezda Smeckaja (Quelle: Hochschularchiv)
Matrikel der ersten Studentin der ETH, Nadezda Smeckaja (Quelle: Hochschularchiv)

Die ETH war bei ihrer Gründung 1855 die zweite Hochschule Europas, an der Frauen regul?r zum Studium zugelassen waren. Da M?dchengymnasien aber fehlten, konnten praktisch nur Ausl?nderinnen von den fortschrittlichen Bedingungen profitieren.

Die erste Frau die an der ETH ein Studium aufnahm war die Russin Nadezda Smeckaja. Sie schrieb sich 1871 in den Studiengang des Ingenieurwesens ein. Ihre Landsfrau, Marie Kowalik, erlangte 1877 als erste Frau das Diplom der ETH. Sie hatte Land- und Forstwirtschaft belegt. Die Studentinnen an der ETH blieben aber noch lange eine Ausnahmeerscheinung. Nur in der Pharmazie und in den Lehramtsstudieng?ngen traf man sie etwas h?ufiger an.

Vergr?sserte Ansicht: Marie Baum, die erste wissenschaftliche Assistentin der ETH (Quelle: Reichstags-Handbuch 1920)
Marie Baum, die erste wissenschaftliche Assistentin der ETH (Quelle: Reichstags-Handbuch 1920)

In der Schweiz war es sehr schwierig Forscherin zu werden. Die Anstellung der ersten wissenschaftlichen Assistentin der ETH, Marie Baum, stiess 1897 auf gr?ssere Widerst?nde und blieb auf ein Jahr befristet. Hedwig Delpy und Laura Hezner, die 1909 und 1910 als erste Frauen an der ETH den Doktorgrad respektive die Habilitation erlangten, setzten ihre Forschungen nicht an der ETH fort. Die ETH-Agronomin Marianne Plehns hingegen wurde als eine der ersten Frauen auf eine Professur in Deutschland berufen.

Wissenschaftlerinnen fanden nur bei Professoren wie dem Geologen Albert Heim oder dem Biologen Carl Schr?ter eine Anstellung, die sich von der ?ffentlichen Kritik nicht beeindrucken liessen. Heim war der Ehemann der ersten Schweizer ?rztin, Marie Heim-V?gtlin. Marie Heim hatte als erste Schweizer Studentin der Universit?t Zürich einen landesweiten Skandal ausgel?st. Heute ist das Frauenf?rderprogramm des Schweizerischen Nationalfonds nach ihr benannt.

Studierende der Agronomie 1971 (Quelle: Hochschularchiv)
Studierende der Agronomie 1971 (Quelle: Hochschularchiv)

Die meisten ausl?ndischen Studentinnen kehrten zu Beginn des ersten Weltkriegs in ihre Heimatl?nder zurück, so dass der Anteil der Frauen an den Studierenden drastisch zurückging. In der Zwischenkriegszeit wurde in der Schweiz das Recht auf Berufst?tigkeit für Frauen zu einem der wichtigsten Anliegen der verschiedenen Frauenverb?nde. 1928 organisierten sie in Bern die Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit. Die künstlerische Leitung lag bei Lux Guyer, einer der ersten Schweizer Architektinnen, die einen Teil ihrer Ausbildung an der ETH absolviert hatte.

Die gesellschaftliche Liberalisierung und das anhaltende Wirtschaftswachstum seit dem Ende des 2. Weltkriegs erm?glichten mehr und mehr Frauen zu studieren. An der ETH stieg der Frauenanteil aufgrund ihrer technischen Ausrichtung jedoch deutlich langsamer. Nur die Pharmazie und die Biologie stiessen bei den Maturandinnen auf reges Interesse. Folgerichtig war es eine Biologin, die Geobotanikerin Krystina Urbanska, die 1979 als erste Frau an der ETH zur Titularprofessorin ernannt wurde. Mit der Architektin Flora Ruchat-Roncati erhielt die ETH 1985 relativ sp?t ihre erste ordentliche Professorin.

Bei den gelisteten Professorinnen handelt es sich ausschliesslich um tenured professors, Assistenzprofessorinnen wurden nicht in Betracht gezogen. Aufgelistet werden alle Amtsantritte bis zum Jahr 2000. Wurden in demselben Jahr mehrere Professuren mit Frauen besetzt, so sind die Namen alphabetisch (nach Nachname) geordnet.

Quellen:
- ?Wege in die Wissenschaft. Professorinnen an der ETH Zürich.? ETH Zürich, September 1997
- Internet und ETH für erg?nzende Informationen

Anmerkung:
- ?em.? : Emeritierung, wurde Professor emerita

Vergr?sserte Ansicht: ETH-Forscherin heute (Quelle: 150 Jahre ETH Zürich)
ETH-Forscherin heute (Quelle: 150 Jahre ETH Zürich)

Zeitgleich begannen sich Studentinnen und Wissenschaftlerinnen der ETH gemeinsam für ihre Interessen einzusetzen. Die Frauen kritisierten die auf M?nner zugeschnittenen F?rder- und Arbeitsstrukturen in der Forschung, und forderten mehr Berufungen von Professorinnen, gezielte F?rdermassnahmen für Nachwuchsforscherinnen, und die Schaffung von Kinderkrippenpl?tzen an der ETH.

Die Anstrengungen resultierten 1993 in der Gründung der Stelle für Chancengleichheit von Frau und Mann der ETH. Eine herausragende Rolle spielte dabei die Geologin Katharina von Salis, die zun?chst in beratender Funktion für Equal! t?tig wurde und sp?ter als Mitinitiatorin und erste Pr?sidentin des Bundesprogramms Chancengleichheit viel für die Frauen an den Schweizer Hochschulen erreichte. Als der ebenfalls sehr engagierte ETH-Pr?sident Jakob Nüesch 1997 zurücktrat, z?hlte die ETH bereits zw?lf ordentliche und ausserordentliche Professorinnen, ausserdem fünf Titular- und acht Assistenzprofessorinnen.

In den letzten Jahren betrug der Frauenanteil unter den Studierenden und Doktorierenden knapp über 30%. Hingegen finden sich auf der Stufe Professur erst 18% Frauen. Aktuelle Zahlen finden sich in den j?hrlichen Equality Monitorings. Die ETH will den Frauenanteil unter den Studierenden und Forschenden weiter erh?hen und investiert daher in F?rdermassnahmen auf allen Stufen. Weitere Informationen dazu finden sich im Gender Action Plan.

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