«Peak Water»: Eine Entgleisung in der Umweltdiskussion

Die maximal m?gliche Wassernutzung sei in den USA überschritten, warnt eine amerikanische Studie. Entwickelt sich Wasser zu einer begrenzten Ressource wie Erd?l, dessen F?rderung in den USA seit dem H?hepunkt um 1970 zurückgeht?

Vergr?sserte Ansicht: Wassertropfen fällt in ein Glas
Frischwasser – eine knappes Gut? (Bild: Nicholas Erwin / flickr)

Unsinn – hier l?uft eine verfehlte Debatte!

Der Begriff ?Peak Water? geistert seit Juni 2010 durch die Umweltdiskussion [1]. Peter Gleick und Meena Palaniappan haben in einer Studie drei Definitionen für die maximal m?gliche Wassernutzung vorgestellt [2]. Die Autoren unterscheiden zwischen erneuerbaren und ?fossilen? Wasservorr?ten und postulieren ein Maximum des nachhaltigen Wasserverbrauchs. Sie beziehen sich dabei auf ?Peak Oil?, den absehbaren H?hepunkt der preiswerten Erd?lf?rderung. Leider f?llt dabei der wichtigste Unterschied zwischen dem Erd?l- und dem Wassermarkt unter den Tisch: Erd?l wird auf einem globalen Markt gehandelt und dorthin transportiert, wo es m?glichst Gewinn bringend verbrannt werden kann. Geht die globale ?lf?rderung zurück, so steht die Weltwirtschaft vor einer ernsthaften Herausforderung. Die Versorgung mit Trink- und Brauchwasser liegt dagegen in der Verantwortung von lokalen oder regionalen Wasserwerken und beruht zum gr?ssten Teil auf dem erneuerbaren Wasserkreislauf. Ein globales Maximum der Wasserf?rderung ist nicht absehbar, wohl aber viele lokale Versorgungslücken. Wer vor einem ?Peak Water? warnt, inszeniert eine falsche Diskussion.

Natürliches Recycling

Zwei von drei Regentropfen, die aufs Land fallen, sind zuvor auf dem Land verdunstet und haben so bereits einmal zur Bodenfeuchte und zum Pflanzenwachstum beigetragen. Frischwasser ist in diesem Sinn immer ein ?Recyclingprodukt?. Im Gegensatz zu den begrenzten Erd?lvorr?ten werden die Frischwasservorkommen permanent erneuert. Das verfügbare Wasservorkommen in einer Region ermittelt man deshalb aus den Niederschl?gen und dem Zustrom über B?che, Flüsse und Grundwasserleiter. Eine verfügbare Wassermenge von weniger als 500 Kubikmeter pro Person und Jahr gilt als extreme Wasserknappheit. Die Bev?lkerung in vielen L?ndern Nordafrikas und im Nahen Osten ist mit dieser Situation konfrontiert. Zwar reicht der natürliche Wasserkreislauf für die Grundbedürfnisse von Trink- und Brauchwasser, der Bew?sserungslandwirtschaft sind damit jedoch Grenzen gesetzt.

Fossiles Wasser

Um den Wasserbedarf für die Landwirtschaft zu decken, werden vieler Orts Grundwasservorkommen angezapft, welche sich nur langsam erneuern. Im extremen Fall handelt es sich um ?fossiles? Grundwasser, das sich über zehntausende von Jahren angesammelt hat. Diese fossilen Wasservorkommen geh?ren wie das Erd?l zu den nicht-erneuerbaren Ressourcen. Sie k?nnen lokalen Wassermangel kurzfristig überbrücken – hier mag das Peak-Konzept zutreffen. Global betrachtet leisten diese Reserven aber nur einen geringen Beitrag an die Wasserversorgung von Landwirtschaft, Industrie und Haushalten.

Der Tomatenfisch

Anstatt den schiefen Vergleich mit einer Erd?lkrise zu bemühen, k?nnen wir die Wasserkreisl?ufe optimieren. Am Institut für Gew?sser?kologie und Binnenfischerei in Berlin steht ein Gew?chshaus mit einer Reihe von Fischtanks. Darin vermehren sich tropische Speisefische – sogenannte Tilapia. Das Abwasser der Fischzucht fliesst in eine Tomatenkultur. Die Pflanzen erhalten auf diese Weise genügend Stickstoff und produzieren einen guten Ertrag. Das verdunstete Wasser ist sehr sauber, es kondensiert in einer Kühlfalle und fliesst zurück in die Fischtanks. Die ?Tomatenfische? wachsen so mit minimalem Wasserverbrauch, und die Tomaten ben?tigen kaum zus?tzlichen Dünger [3].

?Kann der Welt das Wasser ausgehen?? stand als ?berschrift zu einem kurzen Artikel über das ?Peak Water?-Konzept [1]. Solange uns nicht die Ideen ausgehen, k?nnen wir diese Frage getrost mit ?nein? beantworten.

 

Weiterführende Informationen

[1] Radio SRF2 ?Hundert Sekunden Wissen?: externe SeiteRadio-Beitrag und Artikel

[2] Peter H. Gleick, Meena Palaniappan (2010). Peak water limits to freshwater withdrawal and use. PNAS 107. 11155-11162.

[3] Informationen zum externe SeiteTomatenfisch

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