CO2-Emissionen des Güterverkehrs – eine unterschätzte Herausforderung

Die Entwicklung des Güterverkehrs – schweizweit und international – wird in der Energie- und Klimadiskussion h?ufig ausgeblendet. Dabei verdient es dieses Thema durchaus, dass man einen genaueren Blick drauf wirft.

Vergr?sserte Ansicht: Frachtschiff
(Foto: mikebaird / flickr)

Zu Beginn zwei Feststellungen: Die CO2-Emissionen des Verkehrs steigen in der Schweiz weiterhin, w?hrend im W?rmesektor doch einige erste Fortschritte zu verzeichnen sind (siehe Grafik 1). Und: In den letzten 20 Jahren stieg die Nachfrage nach Dienstleistungen in der Personenmobilit?t um 20 Prozent, diejenige beim – bodengebundenen – Güterverkehr aber um 50 Prozent! (siehe Grafik 2)

Vergr?sserte Ansicht: BAFU-Grafik CO2-Emissionen 1990 bis 2012
Grafik 1: Entwicklung der CO2-Emissionen zwischen 1990 und 2012 in den Bereichen Transport, W?rme und gesamte Emissionen. (Grafik: BAFU, 2013)

Beide Trends sind im Prinzip erkl?rbar: Technologisch gesehen ist die Reduktion des CO2-Ausstosses im – den W?rmesektor dominierenden – Geb?udebereich deutlich einfacher zu bewerkstelligen als beim Verkehr. Und zum andern treibt die Arbeitsteilung in einer globalisierten Wirtschaft den Austausch von Gütern über zunehmende Distanzen an.

Effizienz bei Industrie- versus Konsumgütern

Vergr?sserte Ansicht: Grafik Nachfrage nach Diensleistungen im Waren- und Personentransport.
Grafik 2: Nachfrage nach Verkehrsdienstleistungen zwischen 1990 und 2010 in der Schweiz, normiert auf 100 für das Jahr 1990 (Grafik: Strassenschweiz FRS, 2011)

W?hrend sich die Diskussion im Verkehrssektor vorwiegend um die individuelle Mobilit?t und das Substitutionspotential des ?ffentlichen Verkehrs dreht, ger?t die Entwicklung beim Güterverkehr aus dem Blickwinkel. Nebst dessen noch st?rkeren Wachstums gibt es einen bedeutsamen Unterschied zwischen dem Konsumgut Automobil und dem Investitionsgut Lastwagen oder Frachtschiff und zwar in Bezug auf die so genannten ?Total Cost of Ownership“ (TCO), also die Gesamtkosten für den Betrieb beispielsweise eines Privatwagens oder eines Frachtschiffs . Schaut man sich den Anteil der Kraftstoffkosten am TCO an, so betr?gt dieser bei der individuellen Mobilit?t 10 bis 15 Prozent, beim Güterverkehr auf der Strasse 30 bis 40 Prozent und bei einem grossen Containerschiff 50 bis 70 Prozent, wobei die exakten Zahlen vom Erd?lpreis abh?ngen.

Vergr?sserte Ansicht: Tabelle
Anteil Kraftstoffkosten an TCO (Total Cost of Ownership) und CO2-Ausstoss (in g/km und Tonnen Nutzlast). (*Quelle: Second IMO GHG Study 2009)

Angesichts des hohen Kostenanteils von Kraftstoff ist es nicht verwunderlich, dass der Güterverkehr verglichen mit der individuellen Mobilit?t schon heute sehr energieeffizient abgewickelt wird. Berücksichtigt man noch dazu die sehr niedrigen Gesamtkosten eines modernen schweren Nutzfahrzeugs von knapp zwei Schweizer Franken pro Kilometer sowie dessen Verteilflexibilit?t, sind die Wettbewerbsvorteile gegenüber der Bahn offensichtlich. Es bleibt somit die Hauptsorge, n?mlich der stark zunehmende CO2-Ausstoss des weltweiten Güterverkehrs.

Welche Massnamen und Technologien gibt es?

Die Herausforderung für den Langstreckengüterverkehr ergibt sich unter anderem daraus, dass rein elektrische Antriebe in diesem Sektor auf absehbare Zeit deutlich weniger wettbewerbsf?hig sind, als beim Automobil. Die unschlagbare Reichweite bei der Nutzung von Kohlenwasserstoffen und der hohe Wirkungsgrad von Verbrennungsmotoren für Nutzfahrzeuge und Schiffe legen die Schlussfolgerung nahe, dass diese den Güterverkehr in den n?chster Jahrzehnten weiterhin dominieren werden; dies zumal Technologiefortschritte im Bereich Verbrennung, Aufladung, Abw?rmenutzung und leichte Hybridisierung eine weitere Erh?hung der Energieeffizienz erm?glichen werden. Eine wesentliche Reduktion des CO2-Ausstosses kann in Zukunft zus?tzlich durch solarchemische Prozesse zur Gewinnung erneuerbarer Kraftstoffe erreicht werden.

Damit aber das technologisch M?gliche auch entwickelt und umgesetzt wird, braucht es, wie in anderen Sektoren auch, einen CO2-Preis, der die Knappheit des Gutes ?stabiles Klima“ geeignet abbildet. Das ist bei den heutigen CO2-Preisen bei weitem nicht der Fall. Bis der Markt für CO2 spielt, sind Vorschriften für den spezifischen CO2-Ausstoss pro Kilometer ein zielführender Weg. Analog zu den Vorgaben für Personenwagen gewinnen solche Ideen nicht nur im strassengebundenen, sondern auch im maritimen Verkehr langsam an Fahrt.

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