Die Weltelite zu Gast

Im vergangenen Sommer wurde an der ETH Z¨¹rich das Institut f¨¹r Theoretische Studien mit dem Ziel gegr¨¹ndet, Topwissenschaftlern aus aller Welt Forschungsaufenthalte an der ETH Z¨¹rich zu erm?glichen. ?Das erste halbe Jahr stand ganz im Zeichen der Suche nach Forschenden?, sagt Institutsdirektor Giovanni Felder. Gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Beirat, der aus Vertretern der ETH Z¨¹rich und externen Wissenschaftlern besteht, hat er nach renommierten Professoren Ausschau gehalten. Und bereits hat sich das Gremium f¨¹r zwei Professoren entschieden: Terry Hwa, Physikprofessor der University of California in San Diego, und Henryk Iwaniec, Mathematikprofessor der Rutgers University in New Jersey. Der Mathematiker kommt diesen Sommer nach Z¨¹rich, der Physiker ist bereits hier. Beide werden ein Jahr an der ETH Z¨¹rich verbringen.

Der erste Spitzenforscher

Terry Hwa ist nun seit Januar mit seiner Familie in der Schweiz. Dass er nun sein einj?hriges Sabbatical an der ETH Z¨¹rich verbringen darf, freut ihn besonders. ?Die ETH Z¨¹rich ist von allen europ?ischen Hochschulen, die ich schon besucht habe, die internationalste?, sagt der US-Amerikaner. Auch Institutsdirektor Giovanni Felder freut sich, dass Terry Hwa ein Jahr sein Gast ist: ?Er ist ein Spitzenforscher mit einem innovativen Ansatz zur theoretischen Biologie.? Ein Forschungsgebiet, das zunehmend an Bedeutung gewinnt ¨C auch an der ETH Z¨¹rich.

Im Mittelpunkt von Hwas Forschung steht das Darmbakterium E. coli. Die Darmbakterien sind Teil eines hochkomplexen und dynamischen Systems mit unz?hligen beteiligten Partnern. Zellen, Molek¨¹le und andere Akteure interagieren miteinander, sind st?ndig in Bewegung. Terry Hwas Ziel ist es, dieses System mathematisch zu beschreiben und so Prozesse vorhersehbar zu machen.

Zahlreiche Forscher der ETH Z¨¹rich kennt Terry Hwa bereits. Eine Zusammenarbeit, die gar zu einer wissenschaftlichen Publikation gef¨¹hrt h?tte, gab es bislang aber noch nicht. Das m?chte der Physiker nun ?ndern. ?Ein Forschungsaufenthalt ist ideal, um bei einer Tasse Tee gemeinsame Ideen zu entwickeln?, sagt Hwa. ?Dieser kreative Gedankenaustausch kann nicht ¨¹ber Distanz gef¨¹hrt werden, der direkte Kontakt ist daf¨¹r unabdingbar.? Die Liste an ETH-Wissenschaftlern, die er pers?nlich vor Ort treffen will, ist lang.

?ber den Tellerrand

Hwa h?lt in diesem Semester auch eine Vorlesung f¨¹r Studierende verschiedener Fachrichtungen wie Physik, Ingenieurwissenschaften oder Biochemie. Er m?chte mit seiner Veranstaltung ?Quantitative Biologie? den Studenten die Biologie n?herbringen. ?Mir ist es wichtig aufzuzeigen, wie zentral der interdisziplin?re Ansatz ist und wie die einzelnen F?cher voneinander profitieren k?nnen?, sagt Hwa.

Das ist ganz und gar im Sinne seines Gastgeberinstituts. Dort wird schon heute viel Wert auf den Austausch zwischen den F?chern gelegt. In Zukunft m?chte Institutsdirektor Giovanni Felder noch weiter in diese Richtung vorstossen und mit noch mehr Disziplinen zusammenarbeiten. Neue m?gliche Forschungsrichtungen des Instituts werden in der fach¨¹bergreifenden Vortragsreihe ?ITS Science Colloquium? diskutiert.

Chance f¨¹r Junge

Das Institut will aber nicht nur den Austausch zwischen bereits etablierten Forscherpers?nlichkeiten unterst¨¹tzen; es hat sich auch der Nachwuchsf?rderung verschrieben. So bietet das Austauschprogramm auch talentierten Jungwissenschaftlern, die eben erfolgreich ihre Dissertation abgeschlossen haben, die M?glichkeit, als Postdocs f¨¹r drei Jahre an das Institut f¨¹r Theoretische Studien zu kommen. Sie arbeiten unabh?ngig, werden aber durch einen ETH-Professor oder eine ETH-Professorin unterst¨¹tzt.

Eine Besonderheit ist, dass sie eigene finanzielle Mittel haben, um ihrerseits Forschende aus aller Welt f¨¹r einen Besuch nach Z¨¹rich einzuladen. ?Der internationale Austausch zwischen Wissenschaftlern ist bei allen Generationen ein wichtiger Teil, der zum Erfolg beitr?gt?, ist Giovanni Felder ¨¹berzeugt.

Im Gegensatz zu den ?Senior Fellows ?, die an die ETH Z¨¹rich eingeladen werden, m¨¹ssen die ?Junior Fellows ? von einem Professor oder einer Professorin nominiert werden. Dazu hat Giovanni Felder Kollegen angeschrieben und sie auf die M?glichkeiten seines Instituts aufmerksam gemacht. ?Wir haben viele hochkar?tige Bewerbungen erhalten. Es war nicht einfach, uns zu entscheiden?, sagt Giovanni Felder. Noch ist kein Kandidat hier, aber die ersten drei sind bereits ausgew?hlt. Sie alle werden f¨¹r drei Jahre als Postdocs an der ETH Z¨¹rich forschen.

Auch Terry Hwa ist immer wieder auf der Suche nach talentierten Jungforschern f¨¹r sein Labor in San Diego. Gut m?glich also, dass er Ende Jahr mit einem ETH-Studenten im Gep?ck nach Hause fliegt.

Der Artikel wurde leicht gek¨¹rzt aus dem aktuellen Globe ¨¹bernommen.