Bedrohter Boden

Fruchtbarer Boden ist ein wertvolles Gut, dessen Verlust sowohl für uns als auch für zukünftige Generationen weitreichende Folgen hat. Doch das Wissen um die Empfindlichkeit dieser Ressource allein reicht nicht aus, um Boden zu schützen. Warum f?llt es so schwer, den umfassenden Bodenschutz auf die (inter)nationale Agenda zu setzen?

Vergr?sserte Ansicht: Wertvoller Boden
Fruchtbare Erde ist eine rare Ressource. (Bild: Wikimedia)

Boden ist eine Grundlage für Leben. Das leuchtet ein, weil Boden uns Nahrung liefert. Doch Boden erfüllt viele weitere, wichtige Funktionen, die für den Erhalt unserer Gesellschaft von grosser Bedeutung sind: Er filtert Wasser von Verunreinigungen, bildet das Habitat für unz?hlige Lebewesen und ist einer der wichtigsten Kohlenstoffspeicher – rund ein Fünftel der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen werden direkt im Boden gebunden.

Boden in Gefahr

Doch viele unserer Aktivit?ten wirken sich direkt oder indirekt sch?digend auf Boden aus. Entsprechend kann er seine Funktionen immer schlechter erfüllen. Wird Boden beispielsweise durch schwere landwirtschaftliche Maschinen verdichtet, kann er weniger Wasser aufnehmen, da die Bodenporen verengt oder verstopft sind. Die Folgen reichen von verminderten Ertr?gen, weil Ackerkulturen nicht mehr ?Wurzel fassen? k?nnen, bis zu einem erh?hten Hochwasserrisiko, weil die schwammartig vernetzten Bodenporen Regenwasserspitzen nicht mehr aufnehmen k?nnen. Auch die Versieglung bedroht den Boden: Immer mehr Fl?chen werden für Strassen und Geb?ude beansprucht, was sie für anderweitige Nutzungen oft unbrauchbar macht. Dies ist besonders tragisch, da St?dte historisch meist in der Umgebung von besonders fruchtbaren B?den entstanden. Heute fallen diese ertragreichen Fl?chen oft den wachsenden Agglomerationen zum Opfer.

Boden ≠ Land

Vergr?sserte Ansicht: Bodenprofil
Fachleute unterteilen ein Bodenprofil der Tiefe nach in unterschiedliche Horizonte mit charakteristische Eigenschaften. (Bild: Klaus Jarosch / ETH Zürich)

Warum erkennen wir diese Bodendegradation so selten als Problem? Oft nehmen wir den Verlust von Boden gar nicht wahr, weil viele Boden und Land als Synonym betrachten. Damit erscheint Boden als ?natürlich gegeben? und Bodenverluste etwa durch Erosion werden h?chstens als Randproblem wahrgenommen. Doch Land(schaft) ist ein Sammelbegriff für Berge, W?lder, Gew?sser, St?dte und Wüsten – Land ist per se vorhanden. Boden hingegen entsteht erst durch ein komplexes Wechselspiel aus Gestein, Klima und Lebewesen und ben?tigt vor allem viel Zeit: Die Neubildung von einem Zentimeter Oberboden kann mehrere hundert Jahre dauern.

Bodenschutz per Gesetz

In vielen L?ndern endet Bodenschutz mit gesetzlich festgelegten Grenzwerten für Verunreinigungen, auch in der Schweiz (wobei einige Kantone bereits viel weitreichendere Konzepte haben). Die gesetzliche Kontrolle von Bodenverschmutzung ist wichtig, reicht jedoch allein nicht aus, um Bodenschutz vollumf?nglich voranzutreiben. Im Jahr 2006 startete die Europ?ische Kommission zwar den Versuch, eine EU-weite Bodenrahmenrichtlinie zu erlassen, um den Verlust von Boden zu minimieren. Diese Bemühungen erlitten aber im Mai dieses Jahres einen herben Rückschlag, als der Richtlinienvorschlag wegen des Widerstands mehrerer Mitgliedsstaaten zurückgezogen wurde.

Handlungsbedarf

W?hrend eine verminderte Luft- oder Wasserqualit?t meist relativ rasch zu (politischen) Verhaltens?nderungen führt, erh?lt Boden solche Aufmerksamkeit bisher nicht. Um das Bewusstsein zu f?rdern, haben die Vereinten Nationen das Jahr 2015 als das ?Jahr des Bodens? ausgerufen. Viele andere Initiativen (siehe Kasten) verfolgen ein ?hnliches Ziel. Weil unser Umgang mit Boden verschiedene Bereiche wie etwa Landwirtschaft, Raumplanung und Klimaschutz betrifft, ist ein intensiver Diskurs über den Wert von Boden von h?chster Dringlichkeit.

Vergr?sserte Ansicht: Boden mit Wurm
Boden bildet Lebensraum für etliche Organismen. (Bild: Stefan Gara / flickr)

Weiterführende Informationen

Zum Autor

?hnliche Themen

Nachhaltigkeit

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert