Bessere Auflösung dank Hyperpolarisation

In einem soeben ver?ffentlichten Artikel in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) wird die neue Methode für MRT vorgestellt. Das Geheimnis der neuen Methode sind sogenannte hyperpolarisierende Materialien oder kurz HYPSOs. Der Mitverfasser der Studie, ETH-Professor Christophe Copéret, erkl?rt die Wirkungsweise dieser neuen Methode.

Vergr?sserte Ansicht: c-mri
Das neue Material, ein HYPSO, erlaubt die Detektion von organischen Molekülen mittels MRT. (Grafik: ETH Zurich)

Bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) sind aus der heutigen Medizin nicht mehr wegzudenken. Diese Methoden erlauben schnellere und genauere Diagnosen und haben sich im Laufe der letzten Jahre stark verbessert. Jedoch setzt die Aufl?sung und Qualit?t der Bilder aufgrund der Komplexit?t des menschlichen K?rpers diesen Technologien noch immer Grenzen. Eine Zusammenarbeit von Forschenden der ETH Zürich, der EPFL, des CNRS, der ENS Lyon, des CPE Lyon haben einen externe Seiteneuen Ansatz entwickelt, um die M?glichkeiten der medizinischen Bildgebung stark zu verbessern bei gleichzeitiger h?herer Sicherheit für Patienten.

ETH News: Was muss man sich unter HYPSOs vorstellen?
Christophe Copéret: HYPSOs sind eine neue Generation von Materialien, um Moleküle in L?sungen zu polarisieren, dass heisst Kernspins werden alle gleich ausgerichtet. Diese Materialien sind ein feines weisses Pulver und bestehen aus Silikat, dem Hauptbestandteil von Sand. Es wurde so entwickelt, damit es zahlreiche Poren mit einem Durchmesser zwischen fünf und zehn Nanometer aufweist. Auf der Oberfl?che des Silikats sind gleichm?ssig organische Radikale aufgebracht, die eigentliche Polarisationsquelle. Mit diesen Materialien haben wir Metaboliten, welche wichtig für 13-C Magnetresonanztomographie sind, polarisiert.

Welche Vorteile hat das neue Verfahren?
Bei ?klassischer? MRT, wie sie heute standardm?ssig angewendet wird, kommt das Signal von den Protonen im Wasser. Dies hat eine gute Sensitivit?t zur Folge, aber der Informationsgehalt ist nicht sehr hoch. So müssen beispielsweise Tumore relativ gross sein, damit sie mittels klassischer MRT erkannt werden. Gewisse Tumore, die ihre Gr?sse nicht ?ndern, werden so aber leider viel zu sp?t erkannt. Der Vorteil von C-13 MRT gegenüber einer klassischen MRT ist, dass damit Stoffwechselprodukte und deren Konzentration im K?rper nachgewiesen werden k?nnen. Da Krebszellen andere Metabolisierungsraten als gesunde Zellen haben, gibt die Konzentration direkten Aufschluss über den Zustand des Gewebes unabh?ngig von der Gr?sse eines Tumors. C-13 MRT hat allerdings eine viel tiefere Sensitivit?t als klassische MRT. Daher müssen die Metaboliten polarisiert sein, damit sie detektiert werden k?nnen. Heutzutage beruhen die Methoden zur Polarisation auf Radikalen in L?sung, welche nicht in den K?rper gelangen sollten und somit vor der MRT wieder entfernt werden. Diese Separation dauert eine gewisse Zeit. Da die Polarisation schon nach wenigen Sekunden zerf?llt, verliert man im Endeffekt wertvolle Aufl?sung in den Bildern.
Unsere Materialien hingegen k?nnen einfach und schnell mittels Filtration von der polarisierten L?sung entfernt werden. Somit sind wir in der Lage, Spektren der hyperpolarisierten L?sung aufzunehmen. Wir hoffen, unser Material tr?gt dazu bei, dass C-13 MRT zu einer Standard-Methode wird.

Wie funktionieren die HYPSOs?
Die Porenkan?le werden mit einer L?sung eines bestimmten Moleküls gefüllt, in unserem Falle Pyruvat. Dies ist physiologisch relevant, weil Pyruvat in Krebszellen sehr schnell zu Laktat abgebaut wird. ?Polarisiert? wird das Kohlenstoffisotop C-13, ein nicht radioaktives Isotop, das in allen lebenden Geweben und in Stoffwechselprodukten natürlicherweise vorhanden ist. Nach der Polarisation bei tiefer Temperatur wird alles aufgetaut, die L?sung wegfiltriert und kann dann in C-13 MRT detektiert werden.

Was war Ihr Beitrag an der ETH Zürich zu dieser Studie?
Meine Gruppe an der ETH Zürich hat die HYPSOs zusammen mit CPE Lyon entwickelt. Die Hauptschwierigkeit dabei war, die Kontrolle über die Verteilung der Radikale entlang der Poren des hochpor?sen Silikates zu erlangen. Eine gleichm?ssige Verteilung der Radikale ist für unsere Anwendung unerl?sslich und beruht auf der Zusammenarbeit von Chemikern und Materialwissenschaftlern. An der EPF Lausanne bauten Forscher die Instrumente für diese Technik und die ENS Lyon koordinierte das Projekt.

Wer hatte die Idee, Silikatpulver als Polarisationsmittel zu verwenden?
Wir arbeiten schon eine Weile mit solchen Materialien und verwenden sie für die Entwicklung von heterogenen Katalysatoren. Durch dieses Projekt haben wir nun gelernt, die Verteilung der aktiven Zentren auf der Oberfl?che zu kontrollieren. Gleichzeitig haben wir kürzlich eine neue Technik entwickelt, um mit magnetischer Kernresonanz (NMR) die Oberfl?che von solchen Materialien zu charakterisieren (Surface Enhanced NMR Spectroscopy - SENS). Dabei benutzen wir jeweils eine L?sung von organischen Radikalen, um die Oberfl?che zu polarisieren. Wir haben uns gefragt, ob wir den Spiess auch umdrehen k?nnen, um mit einem Festk?rper eine L?sung zu polarisieren.

Wie lange hat die Entwicklung des Materials und der Anwendung gedauert?
Nicht einmal zwei Jahre, da wir dank unserer Forschung an den Katalysatoren gut auf diese Fragestellung vorbereitet waren. Wir mussten ?lediglich? unsere Methode anpassen und natürlich auch diverse Materialien testen. Schlussendlich k?nnen wir erkl?ren, welche Materialien am besten auf den Ger?ten der EPFL funktionieren.

Was sind die n?chsten Schritte in diesem Projekt?
Bis jetzt haben wir gezeigt, dass unsere Materialien funktionieren und wollen das Verfahren ganz klar für den Einsatz in MRT weiterentwickeln. Momentan untersuchen wir neue Arten von HYPSOs, die eine noch h?here Polarisation m?glich machen.

Wann werden HYPSOs in der Medizin verfügbar sein?
Auch daran arbeiten wir derzeit. Ich hoffe es gelingt uns, HYPSOs in den kommenden Jahren in die Klinik zu bringen.

Zur Person
Christophe Copéret ist seit November 2010 ordentlicher Professor für Anorganische Chemie am Departement Chemie und Angewandte Biowissenschaften (D-CHAB) der ETH Zürich. Sein Interesse gilt der Molekül-, Material- und Oberfl?chenchemie mit dem Ziel, funktionale Materialien für den Einsatz in der Katalyse, der molekularen Erkennung, der Bildgebung und der Mikroelektronik zu entwickeln.

Literaturhinweis

Gajan D, Bornet A, Vuichoud B, Milani J, Melzi R, van Kalkeren HA, Veyre L, Thieuleux C, Conley MP, Grüning WR, Schwarzw?lder M, Lesage A, Copéret C, Bodenhausen G, Emsley L, Jannin S. Hybrid polarizing solids for pure hyperpolarized liquids through dissolution dynamic nuclear polarization. PNAS 29 September 2014. DOI: externe Seite10.1073/pnas.1407730111

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