Bessere Mikroantriebe für den Stofftransport in Flüssigkeiten

Forschende entwickelten verbesserte Formen von winzigen magnetischen Antriebselementen. M?glich war dies dank eines neuen Materials und einer Mikro-3D-Drucktechnik.

Vergr?sserte Ansicht: Illustration Mikroantriebselemente
Illustration der unterschiedlichen Mikro-Antriebselemente, welche mit Wirkstoffen beschichtet werden k?nnen. (Bild: Peters C et al. Advanced Functional Materials 2014, reprinted with permission of Wiley)

Wissenschaftler forschen an Mikrometer-kleinen Antriebselementen, mit denen es in Zukunft m?glich sein k?nnte, Medikamente oder chemische Sensormoleküle an bestimmte Orte innerhalb des K?rpers zu transportieren. Forschende der ETH Zürich haben nun die Entwicklung solcher Mikromotoren einen entscheidenden Schritt weitergebracht: Eine neue Fertigungstechnik und ein neues Material erlauben es ihnen, solch winzige Antriebselemente in beliebiger Form herzustellen und sie so für zukünftige Anwendungen optimieren zu k?nnen.

Die l?nglichen Antriebselemente, welche sich in Flüssigkeit fortbewegen k?nnen, sind schraubenf?rmig und magnetisch. Angetrieben werden sie über ein externes rotierendes Magnetfeld: Sie richten sich am Magnetfeld aus und drehen sich dadurch um die eigene L?ngsachse. Wegen ihrer Schraubenform bewegen sie sich so in der Flüssigkeit vorw?rts.

Bei den bisherigen Herstellungstechniken hingen die magnetischen Eigenschaften von der Form der Mikroobjekte ab, wie Doktorand Christian Peters aus der Gruppe von Christofer Hierold, Professor für Mikro- und Nanosysteme, erkl?rt. Dies erschwerte es den Forschenden, pr?zise steuerbare und spurtreue Antriebselemente zu entwickeln. ?Bisher schlingerten diese Elemente bei der Vorw?rtsbewegung, und sie waren wenig effizient, weil ihre magnetischen Eigenschaften nicht ideal waren?, sagt Peters. ?Wir haben nun aber ein Material und eine Herstellungstechnik entwickelt, mit denen wir die magnetischen Eigenschaften unabh?ngig von der Objektgeometrie bestimmen k?nnen.?

Mikro-3D-Drucker

Die Wissenschaftler verwenden dazu ein lichtempfindliches biokompatibles Epoxidharz, in das sie Magnetit-Nanopartikel einarbeiteten. In einem ersten Teil-H?rtungsschritt setzten sie eine dünne Schicht dieses Materials einem Magnetfeld aus. Dadurch wurden die Nanopartikel magnetisiert, und sie ordneten sich zugleich in parallelen Linien an. Die Orientierung dieser Linien bestimmt die magnetischen Eigenschaften des Materials. Aus dem ver?nderten Epoxidfilm stellten die Forschenden mittels sogenannter Zwei-Photonen-Polymerisation die winzigen Schraubenstrukturen her. Bei dieser Technik handelt es sich quasi um einen Mikro-3D-Drucker: Der Brennpunkt eines Laserstrahls wird dabei computergesteuert dreidimensional in der Epoxidharz-Schicht bewegt, wobei er das Harz lokal h?rtet. Nicht geh?rtete Stellen k?nnen anschliessend mit einem L?sungsmittel weggewaschen werden.

So stellten die Forschenden Schraubenstrukturen von 60 Mikrometern L?nge und einem Durchmesser von neun Mikrometern her, und zwar solche mit einer Magnetisierung rechtwinklig zur L?ngsachse.  Mit herk?mmlichen Verfahren k?nnte man ein Objekt mit solchen magnetischen Eigenschaften nicht herstellen. Denn die bevorzugte Magnetisierung verl?uft in der Regel – wie bei einer Kompassnadel – in Richtung der L?ngsachse eines Objekts. Die neuen Antriebselemente k?nnen pr?zise gesteuert werden, schwimmen beinahe viermal so schnell wie bisherige Elemente und schlingern dabei nicht.

Neue Formen mit gr?sserer Oberfl?che

W?hrend frühere, anders hergestellte Mikroantriebselemente meist die Form eines Korkenziehers (einer Helix) besassen, k?nnen die ETH-Wissenschaftler dank der Mikro-3D-Fertigungstechnik auch davon abgewandelte Formen herstellen. In ihrer Studie stellten sie Strukturen ?hnlich spiralf?rmig verdrehter B?nder und doppelt verdrillter Dr?hte her. Tests zeigten, dass sich diese Formen in Flüssigkeit ?hnlich schnell fortbewegen wie Antriebselemente in Korkenzieherform. Von letzteren unterschieden sie sich jedoch durch eine zweieinhalb- bis viermal gr?ssere Oberfl?che. ?Das macht sie für bestimmte Anwendungen interessanter?, sagt Salvador Pané, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Gruppe von Bradley Nelson, Professor für Robotik und Intelligente Systeme.

M?chte man in Zukunft mit solchen Elementen Medikamente oder chemische Sensormoleküle an bestimmte Orte innerhalb des K?rpers bringen, würde man die Antriebselemente mit den entsprechenden Molekülen beschichten. Und je gr?sser die Oberfl?chen dieser Elemente sind, desto gr?ssere Stoffmengen k?nnen damit transportiert werden. Dass es grunds?tzlich m?glich ist, die Strukturen mit biomedizinisch interessanten Stoffen zu beschichten, haben die Forschenden gezeigt, indem sie Antik?rper an die Oberfl?che der Schraubmotoren koppelten.

?Es geht uns aber nicht nur um die Anwendung in Mikroantrieben?, so Peters. ?Die neue Technik kann immer dann verwendet werden, wenn Mikroobjekte mit bestimmten magnetischen Eigenschaften hergestellt werden sollen.? Die Arbeit sei die Frucht einer mehrj?hrigen gemeinsamen Forschung von zwei Professuren des Departements Maschinenbau und Verfahrenstechnik in den Bereichen Mikrosystemtechnik und Mikrorobotik, erg?nzt Pané. Die Gruppe von ETH-Professor Nelson hat eine mehrj?hrige Expertise in der Herstellung und Anwendung von magnetischen Schwimmelementen, jene von ETH-Professor Hierold in der Anwendung neuer funktionaler Materialien in Mikrosystemen.

Literaturhinweis

Peters C, Ergeneman O, Wendel García PD, Müller M, Pané S, Nelson BJ, Hierold C: Superparamagnetic Twist-Type Actuators with Shape-Independent Magnetic Properties and Surface Functionalization for Advanced Biomedical Applications. Advanced Functional Materials 2014. 24: 5269-5276, doi: externe Seite10.1002/adfm.201400596

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