Bioplastik und eine Müllabfuhr für die Weltmeere

J?hrlich werden zur Zeit circa 240 Millionen Tonnen Plastikwerkstoffe erzeugt. Doppelt so viel wie noch vor 10 Jahren. Man geht davon aus, dass etwa 6,4 Millionen Tonnen davon pro Jahr im Meer landen (siehe Teil 1 dieses Blogbeitrags: Wundermaterial mit Langzeitfolgen, und [1]). Dies r¨¹hrt auch daher, dass fast die H?lfte aller aus Plastik hergestellten Gegenst?nde nur einmal benutzt werden, insbesondere jene aus der Verpackungsindustrie. Weltweit werden circa eine Million Plastikt¨¹ten pro Minute verbraucht und zumeist nach einmaliger Benutzung weggeworfen.[2] Kalifornien hat daher in diesem Jahr den Vertrieb von Plastikt¨¹ten komplett verboten. Auch andere Regionen der Welt haben Kunststoffs?cke verbannt, wie beispielsweise Bangladesch. Weggeworfene Plastikt¨¹ten verstopfen dort immer wieder das Kanalsystem und f¨¹hren zu ?berschwemmungen. Frankreich hat bereits im Jahr 2010 ein Verbot von nicht-kompostierbaren Plastikt¨¹ten eingef¨¹hrt.

Biologische Kunststoffe

Im industriellen Massstab werden Polymere seit ¨¹ber 60 Jahren hergestellt. Plastik hat unsere Welt ver?ndert: kaum ein Produkt, welches nicht auf diesen billigen, einfachen und haltbaren Kunststoff zur¨¹ckgreift. Doch die lange Haltbarkeit und Resistenz gegen¨¹ber nat¨¹rlichen Abbauprozessen f¨¹hrt zu Umweltproblemen wie der zunehmender Verschmutzung unserer Gew?sser und Weltmeere (siehe Teil 1). Daher besch?ftigen sich seit einigen Jahren Wissenschaftler weltweit mit der Herstellung von wieder abbaubaren Polymerwerkstoffen.

Polymere m¨¹ssen nicht automatisch Kunststoffe sein. Auch in der Natur findet man eine ganze Palette solcher langkettiger Verbindungen, zum Beispiel Lignin in Holz, die DNA-Ketten des Erbguts, sowie Proteine. Kunststoffe, welche diese grundlegenden Formationen der Natur mit biologisch hergestellten Monomeren imitieren, erobern zur Zeit die M?rkte.

Einen anderen Ansatz verfolgt der 20-j?hrige Boyan Slat aus den Niederlanden. Er hat ein System entwickelt, mit dem sich an der Oberfl?che der Weltmeere treibender Plastikm¨¹ll wieder einfangen l?sst, bevor er zu einer Gefahr f¨¹r unsere Umwelt wird. Sein System beruht auf einer Anlage mit zwei jeweils 50 Kilometer langen, aufblasbaren Fangarmen, welche in einem V-Winkel angeordnet sind. Diese Arme leiten auf dem Wasser treibenden Plastikm¨¹ll in die Spitze des V, und sammeln ihn dort in einem Auffangbecken. Dieses ist fest auf dem Meeresboden verankert und muss acht Mal im Jahr geleert werden.

Um den gesamten M¨¹ll auf unseren Weltmeeren einzufangen, braucht man laut Slat 24 solcher Anlagen ¨C so platziert, dass Meeresstr?mungen den M¨¹ll fr¨¹her oder sp?ter in die Arme dieser Reinigungssysteme treiben. Das Kostenvolumen f¨¹r die 24 Anlagen sch?tzt der junge Erfinder auf etwa 6 Milliarden Euro. Verglichen mit anderen Konzepten, so seine Aussage, eine eher geringe Summe. Zur Zeit testet er mehrere Pilotanlagen, unter anderem im Hafen von Rotterdam, die er mit einer externe SeiteCrowdfunding-Kampagnecall_made finanziert hat [4]. Innerhalb k¨¹rzester Zeit hat er zwei Millionen Euro gesammelt und ein internationales Team aufgebaut aus Biologen, Ozeanologen, Geologen und anderen Enthusiasten, die seine Idee unterst¨¹tzen wollen.

Im Laufe der Zeit und seit den ersten Ver?ffentlichungen seiner Ideen und Testl?ufen musste er jedoch auch schon viel Kritik einstecken. Vor allem bezweifelten viele Experten die Langlebigkeit der Konstruktion. Denn durch Algenbefall k?nnten sich die vorgeschlagenen aus Kunststoff bestehenden Materialien schnell zersetzen. Slat hat darauf reagiert und die Konstruktion verbessert und haltbarer gemacht, so dass sie den rauen Anforderungen auf hoher See auch tats?chlich standhalten kann. Bis Ende 2015 m?chte er noch weitere Daten sammeln in den M¨¹llstrudeln unserer Welt, um dann die erste grossmassst?bliche Anlage zu installieren [5].