Achtung Hochwasser

H?here D?mme allein schützen nicht vor Fluten. Die Wasserbauer im Alpenraum erfinden gegenw?rtig den Hochwasserschutz neu: Sie verbreitern den Raum für die Fliessgew?sser, bauen versiegelte Fl?chen um und programmieren Computermodelle für bessere Hochwasserprognosen.

Vergr?sserte Ansicht: Aare-Hochwasser im Mai 2015
Die Aare führt Hochwasser nach erneuten heftigen Regenf?llen am Montag, 4. Mai 2015 in Bern. (Bild: KEYSTONE/Lukas Lehmann)

In Bern ist die Aare wieder über die Ufer getreten, auch der Thunersee hat diese Woche die Hochwassermarke überschritten. Solche Meldungen scheinen sich in den Medien zu h?ufen. Die Forschungsgruppe um den Klimaphysiker Reto Knutti hat kürzlich den statistischen Zusammenhang zwischen Klimaerw?rmung und extremen Niederschlagsereignissen neu bestimmt (siehe Blogbeitrag). Sicher ist: Die Hochwasserfluten kosten viel Geld – die Schweizer Rückversicherung hat die Sch?den der ?berflutungen im Frühsommer 2013 in Europa auf 3.5 bis 4.5 Milliarden Franken gesch?tzt [1]. Die Erfahrungen vor zwei Jahren haben gezeigt, dass lokale Schutzmassnahmen zum Beispiel in Prag durchaus wirksam waren. Langfristig müssen wir jedoch den Wasserrückhalt im ganzen Einzugsgebiet unserer Flüsse erh?hen, um die ?berflutungsrisiken in den Siedlungen zu verringern. Wie dies geschehen soll, zeigt anschaulich ein Video zum Wasserhaushalt der Rhone [2].

Wasser lokal zurückhalten

In den Siedlungen sind viele Fl?chen mit Asphalt versiegelt. Wenn Parkpl?tze mit durchl?ssigen Steinen gestaltet werden, kann ein Teil des Regenwassers versickern und entlastet so die Kanalisation und die Fliessgew?sser. Wo immer m?glich sollte man Flüsse verbreitern und renaturieren, damit Feuchtgebiete und Flussauen wieder als natürliche Rückhaltebecken wirken. Die Schweiz investiert j?hrlich 40 Millionen Franken in die Revitalisierung der Fliessgew?sser [3]. Die Kantone haben soeben die Priorit?ten dafür festgelegt. Die Revitalisierungsmassnahmen sind teilweise umstritten, denn sichere Flüsse brauchen mehr Raum, und dieser ist im Schweizer Mittelland knapp. Ein breiterer Flusskorridor verbessert  aber nicht nur den Hochwasserschutz – natürliche Flussufer sind auch wertvolle Erholungsr?ume mit einer hohen Biodiversit?t.

Bessere Prognosen

Mehr Natur allein wird jedoch nicht genügen, um die Hochwasserrisiken in Zukunft auf ein akzeptables Mass zu reduzieren. Wir werden auch neue Technologien für das Wassermanagement in alpinen Einzugsgebieten brauchen. Die Klimaforscher arbeiten erfolgreich an besseren Niederschlagsprognosen. Solche k?nnte die Wasserwirtschaft nutzen, um einen ?dynamischen? Hochwasserschutz zu betreiben. Beispielsweise k?nnte man die Pegel in Stauseen absenken, um starke Niederschl?ge aufzufangen. Die Gruppe von Anton Schleiss an der ETH Lausanne (EPFL) hat ein Computermodell entwickelt, das Niederschlagsprognosen in Echtzeit verarbeitet und daraus Hochwasserspitzen berechnet. So l?sst sich für eine konkrete Wettersituation die optimale Strategie bestimmen, um die Stauseen als kostengünstige Rückhaltebecken für Hochwasser zu nutzen [4].

Der Wasserbau hat in der Vergangenheit grosse Leistungen vollbracht, um die Siedlungen vor einem ?Jahrhunderthochwasser? zu schützen. Unter dem sich ver?ndernden Klima ist allerdings nicht mehr klar, wie ein solches Extremereignis genau aussehen wird. Wir müssen deshalb eine Vielzahl von Massnahmen und Methoden kombinieren, um die Fluten des 21. Jahrhunderts zu b?ndigen.

Weiterführende Informationen

[1] Hochwassersch?den treffen auch Swiss Re (externe SeiteArtikel in der NZZ, 8. Juli 2013)  

[2] Video “Climate change and water – let’s adapt!”: externe Seitehier

[3] Revitalisierungen von Fliessgew?ssern (externe SeiteBafu)

[4] Prognose Tool ?externe SeiteMINERVE“ 

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