Olga Sorkine-Hornung erhält Rössler-Preis

Die Informatikerin Olga Sorkine erh?lt für ihre Leistungen in Computergrafik den diesj?hrigen R?ssler-Preis. Dieser ist mit 200‘000 Franken Forschungsgeldern dotiert.

Die strahlende Preisträgerin Olga Sorkine, ETH-Präsident Lino Guzzella und Preisstifter Max Rössler. (Bild: Nicola Pitaro)
Die strahlende Preistr?gerin Olga Sorkine, ETH-Pr?sident Lino Guzzella und Preisstifter Max R?ssler. (Bild: Nicola Pitaro)

Seit 2009 wird allj?hrlich der R?ssler-Preis an junge Professorinnen und Professoren in der Expansionsphase ihrer Laufbahn vergeben. Gestiftet wird die Auszeichnung von Max R?ssler, einem ETH-Alumnus und Mathematiker. Olga Sorkine ist erst die zweite Frau, die den Preis erh?lt.

Sie freut sich denn auch sehr über die Anerkennung. ?Blue-sky money for blue-sky projects - jetzt kann ich einige Ideen umsetzen, für die mir bisher keine Mittel zur Verfügung standen?, sagt sie. Eine solche Idee sei beispielsweise das digitale Design und die Herstellung von Kleidungsstücken, um die Textilindustrie nachhaltig zu modernisieren. Zwar gebe es bereits einen ETH-Spin-off, der massgeschneiderte digital fabrizierte Jeans anbiete. ?Doch für andere Kleidungsstücke fehlen entsprechende Technologien. Die heutigen Design- und Herstellungsprozesse sind meist nach wie vor auf Massen- und ?berproduktion unter inakzeptablen Bedingungen für Menschen und Umwelt angewiesen?, sagt Sorkine.

Kreative Computerwissenschaftlerin

Für ETH-Pr?sident Lino Guzzella, der an der Preisverleihung die Laudatio hielt, ist die diesj?hrige Preistr?gerin keine ?berraschung: ?Olga Sorkine hat in sehr jungen Jahren bewiesen, dass sie eine ?usserst kreative Computerforscherin ist. Sie hat Bahnbrechendes in der Computergrafik geleistet und wir dürfen gespannt sein, was sie noch alles hervorbringt.?

Von der 36-j?hrigen Informatikerin ist auch Preisstifter Max R?ssler beeindruckt: ?Mich als Mathematiker fasziniert ganz besonders, wie Frau Sorkine auf der Grundlage von komplizierten mathematischen Modellen lebensechte Computergrafiken erstellt.?

Frühstarterin in Informatik

Olga Sorkine hat in ihrer Laufbahn bereits mehrere hochkar?tige Preise gewonnen, nicht zuletzt den Latsis-Preis der ETH Zürich 2012. Im gleichen Jahr erhielt sie zudem einen der begehrten ERC Starting Grants zugesprochen. Und mit dem ACM SIGGRAPH Significant New Researcher Award 2011 und dem Eurographics Outstanding Technical Contributions Award 2017 wurde ihre Arbeit zudem mit den wichtigsten Preisen im Bereich Computergrafik gewürdigt.

Geboren und aufgewachsen ist die Computerwissenschaftlerin in Russland. Als sie 12 war, wanderte die Familie nach Israel aus. Dort begann Sorkine im Alter von 15 Jahren an der Universit?t Tel Aviv ihr Studium in Mathematik und Informatik. Wegen der Wehrpflicht, die in Israel auch für Frauen gilt, musste sie ihr Studium unterbrechen. Doch schon w?hrend des Milit?rdienstes begann sie ihr Masterstudium und ihre Forschung im Bereich Computergrafik. Nach Zwischenstationen an der TU Berlin und der New York University nahm Sorkine im Jahr 2011 eine Assistenzprofessur für Informatik an der ETH Zürich an. 2014 wurde sie zur ausserordentlichen Professorin ernannt.

Führend in geometrischer Modellierung

Einen Namen gemacht hat sich die Preistr?gerin mit ihren innovativen Methoden, die Oberfl?che von komplizierten geometrischen Figuren, repr?sentiert durch unz?hlige kleine Fl?chen, in Echtzeit zu ver?ndern und animieren. Weltweit ist die ETH-Professorin im Bereich der geometrischen Modellierung sowie der digitalen Bearbeitung von Geometrie führend.

Zu den Anwendungen dieser Technik z?hlen animierte Phantasiefiguren für die Unterhaltungs- und Filmindustrie. Doch Sorkines Technik kommt auch in ganz anderen Branchen zum Einsatz: Sie arbeitete unter anderem mit dem H?rger?tehersteller Sonova, um individuell angepasste H?rger?teschalen auf dem Computer zu planen und aus einem Stück herzustellen. Die gleichen Methoden finden Anwendung in der Zahnmedizin, aber auch in g?nzlich anderen Bereichen wie der Architektur.

Ein ganz anderes Ziel verfolgt ein Projekt, mit dem zerst?rte Pergamente des ?Great Parchment Book? des London Metropolitan Archive virtuell rekonstruiert werden konnten. Die historisch bedeutsamen Pergamente wurden bei einem Brand 1786 stark besch?digt. Seither waren die Seiten des Buchs für Historiker nicht mehr zug?nglich. Zusammen mit Forschern des University College London haben Olga Sorkine und ihr Team die Pergamente virtuell rekonstruiert und gegl?ttet, sodass die Seiten lesbar wurden und transkribiert werden konnten.

Kleines famili?res Team

Sorkines Team besteht derzeit nur aus sechs Doktoranden und Postdoktoranden. Für eine pers?nliche Betreuung ihrer Mitarbeiter ist ihr wichtig, dass die Gruppe klein und überschaubar bleibt. Zwischendurch arbeitete sie auch mit mehr Leuten, doch mittlerweile ist sie überzeugt, dass mit weniger Mitarbeitern besser und effizienter geforscht und gearbeitet werden kann als mit einem zu grossen Personalbestand. Eine kleinere Arbeitsgruppe erlaubt es ihr zudem, Beruf und Familie einfacher unter einen Hut zu bringen. Ende 2015 bekamen Sorkine und ihr Mann Zwillinge: ?Eine doppelte Freude und auch Herausforderung, die wir nun zu meistern haben?, sagt die ETH-Professorin.

Olga Sorkine führt Max Rössler eine ihrer Entwicklungen vor: ein veränderbarer Joystick, dessen Bewegungen und Drehungen eine Figur auf dem Bildschirm animieren. (Bild: ETH Zürich / Peter Rüegg)
Olga Sorkine führt Max R?ssler eine ihrer Entwicklungen vor: ein ver?nderbarer Joystick, dessen Bewegungen und Drehungen eine Figur auf dem Bildschirm animieren. (Bild: ETH Zürich / Peter Rüegg)

Max R?ssler-Preis

Max R?ssler vermachte 2008 der ETH Zürich Foundation zehn Millionen Franken. Mit dem Zins aus diesem Verm?gen stiftet er einen j?hrlichen F?rderpreis für ETH-Professoren in der Expansionsphase ihrer Forschungskarriere. Der Preis ist mit 200‘000 Franken die h?chstdotierte Auszeichnung für Forschung an der ETH Zürich und wird jeweils am ?Thanks Giving?-Anlass der externe SeiteETH Zürich Foundation verliehen. Der Preisstifter studierte an der ETH Zürich Mathematik und doktorierte über Bahnberechnungen in der Raumfahrt. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Harvard University kehrte er an die ETH zurück und war von 1967 bis 1978 Senior Scientist und Lehrbeauftragter am Institut für Operations-Research. Sp?ter war er in der Verm?gensverwaltung t?tig, ehe er sich aus dem Gesch?ftsleben zurückzog.

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