Heftigere Regengüsse bei wärmeren Temperaturen

Eine Auswertung von Wetterradarmessungen bringt es an den Tag: Im ?stlichen Mittelmeer sinkt die Gesamtregenmenge mit zunehmenden Temperaturen. W?hrend Stürme schw?cher werden, verst?rkt sich Konvektionsniederschlag - der Treiber für Naturgefahren in der Region wird immer intensiver.

Konvektionswolken
Heftige Regengüsse aus konvektionsbedingten Wolken sind die wichtigste Niederschlagsquelle im ?stlichen Mittelmeergebiet. (Bild: Max Pixel, CC0)

Stürme begleitet von starkem Regen kommen in unseren Breitengraden vor allem im Sommer vor. Solche Stürme entwickeln sich nach dem gleichen Muster: Im Laufe des Tages erw?rmt die Sonne die Erdoberfl?che und kurbelt damit die Verdunstung an. Die feuchte Luft steigt mit der Thermik in die H?he und kühlt sich ab, sodass der Wasserdampf kondensiert. Wolken bilden sich. Ist die aufw?rtsgerichtete Luftstr?mung stark, bilden sich innert weniger Stunden kilometerhohe Haufenwolken (Cumulonimben). Aus solchen Wolken regnet es meist lokal begrenzt sehr heftig und kurz, was ?berschwemmungen und Erdrutsche zur Folge haben kann.

Die Menge solcher Niederschl?ge folgt einem physikalischen Prinzip. Dieses besagt, dass unter idealen Bedingungen und im weltweiten Durchschnitt die Regenintensit?t um sieben Prozent pro Grad Temperaturerh?hung steigt. Das bedeutet, dass starker Regen in einem w?rmeren Klima theoretisch noch st?rker werden sollte.

Aussergew?hnlich lange Messreihe

Anhand einer unüblich langen Messreihe untersuchten nun ETH-Forscher von der Professur für Hydrologie und Wasserwirtschaft unter der Leitung von Postdoktorand Nadav Peleg, wie r?umliche und zeitliche Merkmale einzelner extremer Regen und die Temperatur zusammenh?ngen.

Für ihre Untersuchung werteten die Forscher mit dem ETH-Grossrechner Euler einen riesigen Datensatz aus, der von einem israelischen Wetterradarsystem stammt. Mit dem Radarsystem massen Meteorologen 25 Jahre lang kontinuierlich und r?umlich wie zeitlich hochaufgel?st Regen(mengen) über dem ?stlichen Mittelmeergebiet. Das Radarsystem konnte dank der engmaschigen Messung selbst lokale Regenzellen erfassen. Berücksichtigt haben die Forscher Regenmessungen in einem Temperaturbereich von 5 bis 25 Grad Celsius – Temperaturen also, wie sie im Frühling und Herbst im ?stlichen Mittelmeerraum vorherrschen.

Die Studie, die soeben im ?Journal of Hydrometeorology? erschien, zeigt auch die Beziehung zwischen Lufttemperatur und weiteren Eigenschaften von Stürmen auf, wie zum Beispiel die r?umliche Homogenit?t von Regen.

Spitzenintensit?ten nehmen zu

Mithilfe ihrer Analysen best?tigten die Forscher, dass die Spitzenintensit?t von extremem Regen im ?stlichen Mittelmeerraum bei h?heren Temperaturen zunimmt. Allerdings f?llt diese Zunahme mit 4,3 Prozent pro Grad Celsius geringer aus als im theoretischen Durchschnitt nach dem beschriebenen physikalischen Prinzip.

Bisher war umstritten, ob der theoretische Anstieg von sieben Prozent auch in dieser Untersuchungsregion gilt. Andere Forscher stellten dies früher n?mlich in Abrede und berichteten, dass Starkregen bei zunehmender Temperatur dort sogar abnehmen würde. Allerdings war bei den Studien dieser Wissenschaftler die zeitliche und r?umliche Aufl?sung der Regenmessung geringer.

Peleg und seine Kollegen stellten zudem fest, dass bei h?heren Temperaturen die Fl?che von einzelnen Regenzellen h?ufig kleiner wurde und sich Regenf?lle anders über den Sturm verteilten: Durch Konvektionsprozesse verschob sich die in der Atmosph?re verfügbare Feuchtigkeit von Gebieten mit tiefer Regenintensit?t hin zu Gebieten mit hoher Niederschlagsintensit?t. ?In einem w?rmeren Klima steigt daher das Risiko für lokale ?berschwemmungen?, sagt Peleg.

Trends, aber keine Prognose

Aufgrund der Beobachtung des gegenw?rtigen Klimas auf das künftige w?rmere Klima zu schliessen, will Peleg jedoch nicht. ?Die Daten beziehen sich auf das aktuelle Klima und zeigen die Trends der vergangenen 25 Jahre?, betont er. Wie sich das Klima ver?ndern werde und damit einhergehend das Regenregime, sei jedoch nicht so eindeutig. ?Will man detailliert künftige ?nderungen beim Auftreten von extremen Stürmen voraussagen, braucht man hochaufgel?ste Klimamodelle.?

Dennoch h?lt er die gewonnenen Erkenntnisse wichtig für Politiker und andere Entscheidungstr?ger. Generell dürfte sich im ?stlichen Mittelmeerraum extremer Regen intensivieren. ?Unsere Forschungsresultate helfen, die Auswirkungen des künftigen Klimas auf die Verfügbarkeit von Wasser oder Naturgefahren – Stichwort lokale Unwetter und ?berflutungen - besser einzusch?tzen?, sagt der Wetterforscher.

Peleg und seine ETH-Kollegen haben nun ein Folgeprojekt geplant. Damit wollen sie untersuchen, wie sich extremer Regen in Raum und Zeit in der Schweiz ?ndert. ?Da die Topografie des Landes sehr komplex ist, wird das eine Knacknuss?.

Literaturhinweis

Peleg N, Marra F, Fatichi S, Molnar P, Morin E, Sharma S, Burlando P. Intensification of convective rain cells at warmer temperatures observed from high-resolution weather radar data. Journal of Hydrometeorology, April 2018. Vol 19, 715-726. DOI: externe Seite10.1175/JHM-D-17-0158.1

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