Was Energiesparen dem Klima bringt

Doch die Logik hinkt. Um den Klimawandel zu stoppen, m¨¹ssen wir unsere CO₂-Emissionen nicht nur senken, sondern vollst?ndig beseitigen. Wenn keine Energie aus fossilen Brennstoffen stammt, ist es dem Klima egal, wie viel wir verbrauchen.

Nat¨¹rlich ist das auch nicht die ganze Geschichte. Es wird einige Zeit dauern, bis wir in allen Sektoren vollst?ndig auf erneuerbare Energien umsteigen k?nnen. Ich sehe also zwei wichtige Fragen, die es zu beantworten gilt:

Erstens, macht die Energie, die wir in dieser Phase des ?bergangs sparen, einen Unterschied? Zweitens, kann Energiesparen den ?bergang zu erneuerbaren Energien beschleunigen, oder k?nnte es den Wandel sogar verlangsamen?

Ein Tropfen auf den heissen Stein

Wir haben k¨¹rzlich die erste Frage untersucht.² Die kurze Antwort: Energiesparen macht fast keinen Unterschied. Um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, m¨¹ssen wir die Emissionen in den n?chsten zwanzig bis dreissig Jahren eliminieren. Der genaue Zeitpunkt h?ngt auch davon ab, ob es m?glich sein wird, CO₂ k¨¹nftig aktiv aus der Atmosph?re zu entfernen.

Wie energieeffizient wir agieren, spielt f¨¹rs Klima fast keine Rolle: Unter der aktuellen Effizienzsteigerungsrate betr?gt die Frist f¨¹r fossile Brennstoffe 25 Jahre, also 2043. Mit grossem Aufwand k?nnten wir die Rate der Energieeffizienz von derzeit 1,5 auf 3 Prozent pro Jahr verdoppeln. Doch das w¨¹rde die Frist nur um ein Jahr auf 2044 verschieben. Energieeinsparung verschafft uns praktisch keine Zeit.

Unklare Effekte

Zur zweiten Frage: Macht es Energiesparen einfacher oder schwieriger, in so kurzer Zeit fossilfrei zu werden? Kurz: Wir wissen es nicht. Es gibt Argumente, die in beide Richtungen gehen, aber wenig belastbare Evidenz.

Ein Argument daf¨¹r lautet, dass je weniger Energie wir verbrauchen, umso weniger Infrastruktur f¨¹r Erneuerbare wird ben?tigt, was den ?bergang beschleunigt. In einigen F?llen gibt es deutliche Synergien: Elektroautos etwa sind energieeffizienter als Benziner und k?nnen mit Strom aus Sonne, Wind und fallendem Wasser fahren. ?hnliches gilt f¨¹r elektrische W?rmepumpen verglichen mit ?l- und Gasheizungen.

Andererseits kann man argumentieren, dass das Investitionsklima den Aufbau der Infrastruktur beg¨¹nstigt, wenn die Energienachfrage w?chst oder zumindest nicht zu schnell sinkt. In der Tat gibt es F?lle, wo mehr Energieverbrauch hilfreich: In einer Studie haben wir festgestellt, dass die k¨¹nftigen Kosten um grosse Mengen an Solarstrom in das Energiesystem einzuspeisen viel geringer ausfallen, wenn der k¨¹nftige Strombedarf im Sommer und nicht im Winter am h?chsten ist.³ Das ist beispielsweise der Fall, wenn Menschen Klimaanlagen nutzen.

Nat¨¹rlich gibt es viele Gr¨¹nde, Energie zu sparen. Aber den Klimawandel stoppen wir nicht, indem wir weniger Energie verbrauchen. Wir stoppen den Klimawandel, indem wir auf erneuerbare Energie umsteigen.