Lesen und Publizieren neu geregelt
In den Verhandlungen über den Zugang der Hochschulen zu ?ffentlich finanzierten Publikationen hat Swissuniversities mit den Grossverlagen Wiley und Elsevier für 2020 eine Einigung erzielt. Beim Zugriff auf Springer-Nature-Zeitschriften kann es im kommenden Jahr jedoch zu Einschr?nkungen kommen.
Ziel der Verhandlungen, welche die Rektorenkonferenz Swissuniversities im Auftrag der Schweizer Hochschulen führte, war einerseits, Forschenden der Schweiz das Leserecht für das gesamte E-Journal-Portfolio der drei Marktführer zu geben. Andererseits sollen ihre Beitr?ge in den Zeitschriften dieser Verlage ohne zus?tzliche Kosten open access publiziert werden, also uneingeschr?nkt weltweit zur Verfügung stehen (sogenannte ?Read & Publish?-Vertr?ge).
Dem zugrunde liegt die nationale Open-Access-Strategie der Schweizer Hochschulen, die bis 2024 Open Access beim wissenschaftlichen Publizieren in der Schweiz generell umsetzen will. Das heisst: Alle mit ?ffentlichen Geldern finanzierten wissenschaftlichen Publikationen müssen im Internet frei zug?nglich sein.
ETH-Bibliothek informiert über Alternativzug?nge
Mit den drei Grossverlagen wurde dieses Ziel vorl?ufig nur zum Teil erreicht. Mit Springer Nature konnte keine Einigung erzielt werden. Das bedeutet, dass auf Zeitschriften dieses Verlags ab Januar n?chsten Jahres für ab 2020 publizierte Artikel der direkte Zugriff nicht m?glich ist, falls der Verlag den Zugang per Ende Jahr tats?chlich abschaltet. Betroffen w?ren rund 2000 Zeitschriften.
?Wir h?tten uns natürlich ein anderes Resultat gewünscht?, sagt Rafael Ball, Direktor der ETH-Bibliothek. ?Gemeinsam mit den anderen Hochschulbibliotheken der Schweiz tun wir jedoch unser M?glichstes, damit Nutzerinnen und Nutzer trotzdem auf die betroffene Literatur zugreifen k?nnen.? Wie man sich Artikel der betroffenen Zeitschriften beschafft, wird auf der Website der ETH-Bibliothek erkl?rt. Diese m?gliche Einschr?nkung gilt nur für Artikel ab dem Jahr 2020. Der Archivzugang für ?ltere Artikel bleibt bestehen.
?Für das Jahr 2021 hoffen wir, dass mit Springer Nature eine ?bereinkunft erreicht wird, die zu fairen Bedingungen das Lesen und Publizieren erm?glicht?, erg?nzt Rafael Ball. Ulrich Weidmann, der für die ETH-Bibliothek zust?ndige Vizepr?sident für Personal und Ressourcen, h?lt fest: ?Trotz der fehlenden ?bereinkunft mit Springer Nature für das Jahr 2020 wird die ETH Zürich zusammen mit den anderen Schweizer Forschungsinstitutionen den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen. Der freie Zugang zu Forschungsliteratur muss für Forschende an Schweizer Institutionen mittelfristig Tatsache werden.?
L?sungen mit Wiley und Elsevier
Mit den Verlagen Elsevier und Wiley hat die Verhandlungsdelegation von Swissuniversities je eine Anschlussl?sung gefunden. Alle Zeitschriften dieser Verlage bleiben für Nutzerinnen und Nutzer der Schweizer Hochschulbibliotheken, also auch der ETH-Bibliothek, wie bis anhin frei zug?nglich, etwa über das Suchportal der ETH-Bibliothek.
Mit Elsevier ist man sich einig, dass ein ?Read & Publish?-Vertrag abgeschlossen werden soll, der ab Januar 2020 in Kraft tritt. Mit dem Verlag Wiley besteht ebenfalls bereits eine Absichtserkl?rung für ?Read & Publish? ab 2021; die Verhandlungen laufen 2020 weiter. Einstweilen kann im kommenden Jahr der bestehende Lizenzvertrag ohne Preiserh?hung weitergeführt werden. Dieser enth?lt allerdings keine Open-Access-Komponente.
Die grossen Drei
Bei Springer Nature, Wiley und Elsevier handelt es sich um die weltweit gr?ssten Verlage für wissenschaftliche Publikationen. Aufgrund der Anzahl und Bedeutung ihrer Publikationen besitzen sie eine enorme Verhandlungsmacht. Entsprechend hoch sind die Ausgaben der Hochschulbibliotheken, um die Inhalte zug?nglich machen zu k?nnen.
Anzahl Zeitschriften:
- Elsevier: ca. 1’900 Titel
- Springer-Nature: ca. 2’190 Titel
- Wiley: ca. 1’500 Titel
Schweizweit betrugen die Ausgaben für Publikationen dieser Verlage im Jahr 2019 rund 22,4 Millionen Euro (exkl. MwSt). Die Ausgaben der ETH-Bibliothek für diese Verlage beliefen sich im gleichen Zeitraum auf 6,4 Millionen Euro (exkl. MwSt).