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Produktives Scheitern will gelernt sein

In einem Pilotprojekt hatten die Lernenden am Departement Physik aus vier Lehrberufen die Aufgabe, zusammen ein interaktives Ausstellungsobjekt zu bauen. Dabei lernten sie viel über Teambildung, interdisziplin?res Arbeiten und wie man produktiv scheitert. ?Physics4mation? wird nun definitiv eingeführt.

von Kilian Kessler
(Bild: Kilian Kessler)

In Kürze

  • In der Projektarbeit Physics4mation setzen die Lernenden aller vier Lehrberufe des Departements Physik gemeinsam ein Projekt um. Sie haben dafür drei Monate Zeit.
  • Den Lernenden wird so erm?glicht, ausserhalb ihres berufsspezifischen Fachgebietes zu agieren und Kompetenzen in der Teamarbeit zu bilden.
  • Nach einem Pilot 2023 ist Physics4mation nun ein fester Bestandteil der Berufsbildung.

?Es ist toll, wenn man mal etwas anderes machen kann als sonst!?, antwortet die angehende Physiklaborantin Samira auf die Frage, was sie von der Projektarbeit Physics4mation erwartete. Zusammen mit acht weiteren Lernenden des Physik-?Departements  aufgeteilt auf zwei Teams  freute sie sich auf das Pilotprojekt.

Ihre Aufgabe: als Team innert drei Monaten ein interaktives Exponat für die Berufsmesse zu bauen. Das Besondere: Jedes Teammitglied kommt aus einem anderen Lehrberuf – Polymechaniker:in, Physiklaborant:in, Elektroniker:in und Konstrukteur:in.

Viele Ideen, wenig Zeit

?Es waren schnell viele Ideen da?, erz?hlt Samuele, Physiklaborant in Ausbildung. Sein Team baute ein Kugel-?Labyrinth mit Zeitmessung. ?Wir haben uns zu lange damit auseinandergesetzt, was wir eigentlich genau machen wollen?, sagt der angehende Elektroniker Tobias. Dadurch verlor das Team Labyrinth wertvolle Zeit.

Mann arbeitet an einer Aufgabe
Eine klare Aufgabe, viele Ideen, Wege und Herausforderungen: Im Programm Physics4mation arbeiten die Lernenden aus unterschiedlichen Berufen w?hrend Monaten an einem gemeinsamen Projekt. (Foto: ETH Zürich / Kilian Kessler)

Das zweite Team entschied sich für eine interaktive Kugelbahn, ebenfalls mit Zeitmessung. ?Wir hatten verschiedene Ideen für die Module?, erz?hlt Elektroniker-Lernender Ramon. Sein Berufskollege Micha f?hrt fort: ?Wir diskutierten die Module und entschieden, welche wir bauen wollen?.

Wer führt?

Wie wichtig es ist, sich st?ndig auszutauschen und gegenseitig zu informieren, lernte das Team Kugelbahn auf die harte Tour: Die Pl?ne mussten nachtr?glich ge?ndert werden, da teamintern nicht kommuniziert worden war, welche Masse die CNC-Fr?smaschine bearbeiten konnte. Das kostete Zeit und hatte zur Folge, dass bis zuletzt noch Teile verbessert werden mussten.

W?hrend drei Monaten sollten die Lernenden einen halben Tag pro Woche an dem Projekt arbeiten. Manche konnten mehr Zeit investieren, andere weniger, da sie z.B. mit Prüfungen ausgelastet waren. Da beide Teams sich mit dem Zeitmanagement schwertaten, wurde die Abgabefrist um einen Monat verl?ngert, was wiederum nicht ausreichte. ?Auch mit sechs Monaten w?ren wir vermutlich nicht fertig geworden?, meint der angehende Konstrukteur Paul. Sie hatten sich schlicht zu viel vorgenommen.

Vergr?sserte Ansicht: Mehrere Personen arbeiten zusammen
Team Labyrinth: Viele Ideen, aber nur eine kann weiterverfolgt werden. (Foto: ETH Zürich / Kilian Kessler)
Vergr?sserte Ansicht: Zwei Personen arbeiten an einer Kugelbahn.
Team Kugelbahn: Das Exponat funktioniert! Bis dahin gab es ein paar Stolpersteine. (Foto: ETH Zürich / Kilian Kessler)

Christian Richter, vollamtlicher Berufsbildner Polymechaniker EFZ und Verantwortlicher des Pilotprojekts, hebt hervor, dass bei Physics4mation der Lernerfolg wichtiger sei als der Projekterfolg. Ausserdem sind interdisziplin?res Arbeiten, Vernetzung und Teamarbeit elementare Bestandteile des Projekts.

Auch das Ergebnis z?hlt

Dass sie es geschafft haben, die Projekte auf einen Stand zu bringen, der nur wenig nachtr?glichen Feinschliff ben?tigte, erfüllt die Lernenden mit Stolz: ?Es war ein gutes Projekt, weil das Endprodukt funktioniert. Und es ist sau-cool?, so das Urteil des Polymechaniker-Lernenden Jeremy.

Die Projektarbeit habe es ihm erm?glicht von den anderen im Team zu lernen, sagt Samuele. Und Micha erg?nzt, dass man nicht nur fachlich voneinander profitiert habe, sondern auch neue Freundschaften entstanden seien.

Im Gespr?ch mit den Lernenden wird spürbar, dass sie w?hrend des Projekts viel gelernt haben. Aber auch, welche Herausforderungen die Teams bew?ltigen mussten, um das Ziel zu erreichen. Dass dabei nicht immer alles reibungslos funktionierte, geh?rt im Rückblick zu den wichtigsten Erfahrungen für die Lernenden.

Das erfolgreiche Pilotprojekt wird von nun an j?hrlich als interdisziplin?re Projektarbeit in der Berufsbildung am Physik-Departement durchgeführt werden.

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