Hochdotierte Medizin-Auszeichnung

Der ETH-Strukturbiologe Nenad Ban wird mit einem der h?chstdotierten Medizinpreisen Europas ausgezeichnet: Für die Beschreibung der atomaren Struktur der zellul?ren Proteinherstellungsmaschinerie wird ihm der Ernst Jung-Preis für Medizin 2017 verliehen.

Nenad Ban
Der Preistr?ger Nenad Ban. (Bild: ETH Zürich / Peter Rüegg)

Der Ernst Jung-Preis für Medizin z?hlt mit einem Preisgeld von 300‘000 Euro zu den h?chstdotierten Medizinpreisen Europas (siehe Kasten). Die diesj?hrige Auszeichnung teilt sich der ETH-Strukturbiologe Nenad Ban mit dem G?ttinger Neurowissenschaftler Tobias Moser.

Nenad Ban ist seit 2000 Professor am Institut für Molekularbiologie und Biophysik der ETH Zürich. Er beschrieb als erster Wissenschaftler die atomare Struktur von Ribosomen in Zellen h?herer Lebewesen (eukaryontischen Zellen). Ribosomen stellen in lebenden Zellen nach der Vorlage des genetischen Codes Proteine her. Sie geh?ren zu den gr?ssten und am komplexesten aufgebauten Molekülverbünden in Zellen. Ihre atomare Struktur zu entschlüsseln war entsprechend herausfordernd.

Vergr?sserte Ansicht: Ribosom
Das 3D-Modell einer ribosomalen Untereinheit. (Bild: ETH Zürich / Peter Rüegg)

Ribosomen bestehen aus zwei Untereinheiten, die ihrerseits aus mehreren Dutzend kleineren Molekülen zusammengesetzt sind. Bans Arbeitsgruppe beschrieb als erste die vollst?ndige Struktur beider ribosomaler Untereinheiten eukaryontischer Zellen.

Bedeutung für Krebs und Stoffwechselst?rungen

Ausserdem entschlüsselten der ETH-Professor und seine Mitarbeiter die Struktur von Ribosomen in den Mitochondrien von S?ugetierzellen. Mitochondrien gelten als die ?Kraftwerke der Zellen?. Es sind spezielle Strukturbereiche, welche innerhalb der Zellen Energie bereitstellen. Mitochondrien besitzen ihr eigenes Genom und eine unterschiedliche Art von Ribosomen.

?Durch die fundamentale Bedeutung der Ribosomen bei vielen elementaren zellul?ren Prozessen kann sich eine m?gliche Fehlfunktion verheerend auswirken, bis hin zu Krankheiten wie Krebs oder Stoffwechselst?rungen?, sagt Ban in einer Pressemitteilung der Jung-Stiftung. Die Arbeiten von Ban zur Proteinbiosynthese in gesunden Zellen sind wesentliche Voraussetzungen, um zu verstehen, wie dieser grundlegende Prozess in Zellen von kranken Personen ver?ndert ist.

Auszeichnung für Grundlagenforschung

?Ich bin sehr erfreut und fühle mich geehrt, den Ernst Jung-Preis zu erhalten, nicht nur in meinem Namen, sondern auch im Namen meines gesamten Teams?, sagt der ETH-Professor. ?Diese Auszeichnung ist auch eine Anerkennung der interdisziplin?ren Herangehensweise in der Strukturbiologie, wie wir sie an der ETH über viele Jahre etabliert haben, um die Funktionen der Zelle zu untersuchen.? Zudem hebe sie die Bedeutung der Grundlagenforschung für das Verst?ndnis medizinisch relevanter zellul?rer Prozesse hervor.

Ban, der aus einer Naturwissenschaftler-Familie in Kroatien stammt, entdeckte schon früh seine Leidenschaft für die Biologie. ?Bereits in meiner Kindheit experimentierte ich gern und untersuchte Meeresorganismen an der Adriaküste, wo ich meine Sommer verbrachte?, sagt er in der Pressemitteilung. Neben der Forschung begeistert sich der 50-j?hrige für bildende Kunst und für den Film. Er liebt Sport, den er vor allem mit seiner Familie ausübt. So spielt er gern Tennis und Basketball mit seinen beiden heranwachsenden S?hnen oder geht mit der ganzen Familie in der Schweiz Wandern oder Skifahren.

Ernst Jung-Preis

Der Ernst Jung-Preis für Medizin wird von der Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung vergeben, die der Hamburger Reeder und Erd?lh?ndler Ernst Jung (1896-1976) im Jahr 1967 gegründet hat. Der diesj?hrige Preis wird am 19. Mai 2017 an einer Feier in Hamburg überreicht. Zu den Preistr?gern vergangener Jahre geh?ren auch die ETH-Professoren Martin Schwab, Ari Helenius und Ernst Hafen.

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