In 35 Minuten von Zürich nach Berlin

50 Studierende der ETH Zürich und anderer Schweizer Hochschulen wollen den Transport revolutionieren. Für einen Geschwindigkeitswettbewerb von Elon Musk haben sie eine Kapsel entwickelt, die zukünftig Menschen und Güter nahezu mit Schallgeschwindigkeit und emissionsfrei durch eine Vakuumr?hre bef?rdern soll.

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Nach PayPal, SpaceX und Tesla widmet sich Elon Musk seit ein paar Jahren einem neuen Projekt: Mit Hilfe eines Studentenwettbewerbs m?chte er innovative Transportm?glichkeiten f?rdern. 1200 Teams aus der ganzen Welt haben sich letzten September beworben, um eine Transportkapsel, einen sogenannten Pod, m?glichst schnell durch eine Vakuumr?hre zu schicken. Wie genau sie das anstellen, war den Studierenden selbst überlassen. Unter den 27 vielversprechendsten Konzepten ist auch jenes von Swissloop, einem Verein von Studierenden der ETH Zürich und anderer Schweizer Hochschulen.

Nachdem die Studierenden der Bereiche Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik, Materialwissenschaft, Physik und Wirtschaft über Monate intensiv an ihrem Pod gearbeitet haben, pr?sentierten sie ihn gestern Abend erstmals der ?ffentlichkeit. Die elegante weisse Kapsel, mit einer L?nge von 3,5 Metern, erinnert in ihrer Form an einen Wal. Doch besonders spannend ist ihr technisches Innenleben. Um den Pod m?glichst schnell voranzubringen, haben sich die jungen Forschenden n?mlich für eine Mischung aus Levitation und Kaltgasantrieb entschieden: Die Magnetschienen auf der Unterseite ihres Pods erzeugen Wirbelstr?me auf der Aluminimumplatte in der R?hre, wenn sie über die Platte geschoben werden. Der Pod beginnt zu schweben. Beschleunigt wird die Kapsel durch einen Kaltgasantrieb, indem – ?hnlich wie bei einer Rakete – komprimierte Luft durch den Druckunterschied aus dem Pod in der Vakuumr?hre geschossen wird. Auf diese Weise soll auf der 1.25 Kilomter langenTeststrecke eine H?chstgeschwindigkeit von bis zu 400 km/h erreicht werden, ohne dass Emissionen entstehen. Auf l?ngeren Strecken sollen bis zu 1200 km/h m?glich sein. In Zukunft sollen damit grosse Distanzen, wie etwa die Strecke von Zürich nach Berlin, in nur 35 Minuten zurückgelegt werden k?nnen.

Vergr?sserte Ansicht: Swissloop Aussenansicht
Die weisse Transportkapsel ist rund 3,5 Meter lang (Bild: Swissloop).
Vergr?sserte Ansicht: Swissloop Innenansicht
Im Innern der Kapsel ist der Kaltgasantrieb zu sehen (Bild: Swissloop).

Realit?tscheck in Los Angeles

Ob diese Technologie in der Realit?t aber tats?chlich funktioniert, wird sich erst am letzten Augustwochenende zeigen. Beim grossen Finale in Los Angeles wird Swissloop seinen Pod erstmals testen. Sollten alle Sicherheitstests erfolgreich ablaufen, wird sich das einzige Schweizer Team beim Geschwindigkeitswettbewerb mit den anderen Finalisten messen. Wobei das Gewinnen nicht im Vordergrund steht, sagt Luca Di Tizio, ETH-Student und CEO von Swissloop. Alleine, dass sie in ihren Pod in den USA pr?sentieren dürften, sei für ihn und sein Team eine grosse Ehre. ?Die Arbeit hat uns allen sehr viel Spass gemacht?, erz?hlt Di Tizio.

Die Studierenden haben für das Projekt einen enormen Einsatz geleistet. Etwa 70 Stunden pro Woche haben alle Mitglieder des Kernteams in den letzten Monaten ehrenamtlich gearbeitet. Neben dem Konzept hat Swissloop das Design sowie die Boardelektronik entwickelt, die technischen Zeichnungen gestaltet und alles zusammengebaut. ?Einzig die Herstellung der einzelnen Teile mussten wir unseren Sponsoren überlassen, da wir nicht über die n?tige Infrastruktur verfügen?, sagt Di Tizio. Das gr?sste Problem sei aber die Zeit gewesen – die Studierenden hatten nur knapp vier Monate um das eingereichte Konzept in Realit?t umzusetzen. ?Umso mehr freuen wir uns nun aber, dass es geklappt hat und unser Pod jetzt tats?chlich fertig ist?, so Di Tizio.

Geborene Jungunternehmer?

Keine Selbstverst?ndlichkeit – das Team stand kurz vor dem Aufgeben, weil die Form für die Carbon-Hülle des Pods runterfiel und in der Mitte riss. ?Doch wir haben uns zusammengerauft, den Rückschlag weggesteckt und den Riss so gut wie m?glich geflickt?, erkl?rt Di Tizio. Qualit?ten, die man mitbringen muss, wenn man einen Spin-off gründen m?chte. Auf lange Sicht hin k?nne er sich das gut vorstellen, vielleicht auch mit anderen europ?ischen Teams zusammen. Denn das Ziel ist vision?r: Menschen und Güter so schnell und nachhaltig zu bef?rdern wie nie zuvor und so das Transportwesen in Europa zu revolutionieren.

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