Besser schlafen dank SleepLoop

Der Forschungsverbund ?Hochschulmedizin Zürich? hat am Mittwoch das neue Flagship-Projekt ?SleepLoop? vorgestellt. Damit m?chten die Forschenden ein weit verbreitetes ?bel unserer Zeit angehen: ungenügend erholsamer Schlaf und dessen negative Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft.

Ein Stirnband, das Hirnwellen misst und an Peripheriegeräte überträgt, welche dann die auditive Stimulation des schlafenden Hirns überwacht: So stellt sich Designstudent Pascal Hirt eine mögliche Lösung für SleepLoop vor. (Bild: Pascal Hirt, www.fhnw.ch)
Ein Stirnband, das Hirnwellen misst und an Peripherieger?te übertr?gt, welche dann die auditive Stimulation des schlafenden Hirns überwacht: So stellt sich Designstudent Pascal Hirt eine m?gliche L?sung für SleepLoop vor. (Bild: Pascal Hirt, www.fhnw.ch)

Schlafst?rungen haben sich in den letzten Jahrzehnten zu einem Volksleiden entwickelt. H?rt man sich in seinem Bekanntenkreis um, vernimmt man oft Klagen, dass Personen in letzter Zeit grad sehr schlecht schliefen, in der Nacht stundenlang wachl?gen und kaum mehr Ruhe f?nden.

Jede dritte Person in Industriel?ndern leidet an Schlafmangel. Das kann schwerwiegende Folgen für die Gesellschaft und Wirtschaft haben, wie beispielsweise der Reaktorunfall von Tschernobyl zeigt. Die diensthabende Sicherheitsmannschaft war übermüdet und hatte falsch reagiert.

Schlafqualit?t im Fokus

Forscher und Mediziner wollen das ?bel an der Wurzel packen und haben das Projekt ?externe SeiteSleepLoop? lanciert, mit dem sie die Schlafqualit?t verbessern m?chten. Das Projekt wurde soeben an der Jahresversammlung von Hochschulmedizin Zürich, einem Verbund von in der medizinischen Forschung t?tigen universit?ren Institutionen auf dem Platz Zürich, der ?ffentlichkeit pr?sentiert.

Die Idee von SleepLoop ist, von Menschen in Ruhe die Hirnwellen zu messen und darauf basierend das Gehirn, abgestimmt auf das Individuum, mit T?nen zu stimulieren. Dies soll dafür sorgen, dass die Nervenzellen zeitlich besser synchronisiert werden, was den Schlaf vertieft und damit die Schlafqualit?t steigert. Auch das Gegenteil ist m?glich: Trifft das akustische Signal zum entgegengesetzten Zeitpunkt des Schwingungszyklus‘ ein, so wird der Schlaf oberfl?chlicher. 

Initiiert wurde das Projekt von den Schlafforschern Reto Huber vom Interdisziplin?ren Zentrum für Schlafmedizin am Kinderspital Zürich und Christian Baumann von der Klinik für Neurologie des Universit?tsspitals Zürich. Hauptverantwortlich für die Technologieentwicklung ist Walter Karlen, Leiter des Labors für Mobile Gesundheitssysteme der ETH Zürich, ins Boot. Am Projekt beteiligt sind insgesamt 16 Forschungsgruppen der ETH und der Universit?t Zürich.

Mobile Schlafforschung

Auditive Stimulation ist an sich nichts Neues. Im Schlaflabor der Universit?t Zürich wird bereits seit geraumer Zeit damit experimentiert. Allerdings müssen Forschende das Elektroenzephalogramm von Probanden w?hrend der ganzen Nacht kontinuierlich überwachen, die richtigen Schlafphasen erkennen und dann die T?ne zur Stimulation anpassen, damit der Proband nicht aufwacht.

?Das ist schwierig und aufwendig?, sagt Walter Karlen, Professor für mobile Gesundheitssysteme. Auch für die Studienteilnehmer sei dies aufwendig, da sie im Schlaflabor übernachten müssten, das obendrein auch nur für wenige Personen ausgelegt sei.

Karlen m?chte deshalb im Rahmen seines Teilprojekts ein tragbares Ger?t entwickeln, das die Hirnwellen misst, automatisch auswertet und dann das Gehirn eines Nutzers zum richtigen Zeitpunkt auditiv stimuliert. Das Ger?t soll einerseits handlich und bedienerfreundlich sein, damit es Probanden nach Hause nehmen und mehrere Tage oder Wochen benutzen k?nnen, andererseits soll es qualitativ hochstehend sein, damit die Daten für die Forschung genutzt werden k?nnen.

Ger?te mit Senioren testen

Darüber hinaus wird Karlen in der ersten Projektphase zusammen mit seinem Team das Schlafverhalten von ?lteren Menschen über 65 Jahren untersuchen. ?Gerade ?ltere Menschen klagen oft über Schlafst?rungen?, sagt Karlen. ?Wir m?chten deshalb herausfinden, ob auch Seniorinnen und Senioren von der auditiven Stimulation profitieren.? Ab Anfang Januar werden die ETH-Forschenden Probandinnen und Probanden für ihre Studie rekrutieren und diese mit  ?SleepLoop?-Ger?ten ausstatten.

Bei diesem Teilprojekt geht es neben der Erhebung von Daten zum Schlaf von ?lteren Menschen auch darum, die Bedienbarkeit der Ger?te zu testen und zu optimieren. ?Ein wichtiges Ziel ist, dass die Leute die Ger?te m?glichst selbst?ndig ohne st?ndigen technischen Support anwenden k?nnen?, betont Karlen.

Lindert SleepLoop Parkinson-Symptome?

Das Forscherkonsortium will mit ?Sleeploop? aber auch weitere Anwendungen erforschen. Bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson m?chten die Wissenschaftler beispielsweise untersuchen, ob mehr Tiefschlaf die typischen Symptome am Bewegungsapparat mildern und die Lebensqualit?t verbessern kann. Wer unter Depressionen leidet, wird h?ufig mit akutem Schlafentzug als einem der wirksamsten Mittel zur Stimmungsverbesserung behandelt. Mit ?SleepLoop? k?nnen die Forschenden den Schlaf partiell oberfl?chlicher machen, um einen therapeutischen Effekt ohne Nebenwirkungen zu erzielen.

Nicht zuletzt steht der Schlaf in engem Zusammenhang mit vielen weiteren K?rperfunktionen, vom Stoffwechsel bis zum Immunsystem. Bei der Vorbeugung und Behandlung von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen birgt diese Technologie enorme M?glichkeiten.

?Die Schlafforschung hat in Zürich eine lange Tradition und sie hat mich stark in meiner Forschung inspiriert?, sagt ETH-Professor Karlen. Doch sie berge noch viele offene Fragen. Mit ?SleepLoop?, so hofft er, liessen sich bisherige Grenzen der Schlafforschung überwinden.

Hochschulmedizin Zürich und seine Flagship-Projekte

?Hochschulmedizin Zürich? ist ein Verbund von ETH Zürich, der Universit?t Zürich und den hier angesiedelten universit?ren Spit?lern. Er hat zum Ziel, zwischen diesen Institutionen die interdisziplin?re Zusammenarbeit in den Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und der klinischen Anwendung zu f?rdern. Neben andern F?rdermassnahmen initiiert Hochschulmedizin Zürich pro Jahr unter dem Begriff Flagship-Projekt ein vision?res Grossprojekt. Bereits laufende Flagship-Projekte sind externe SeiteZurich Heart, externe SeiteZurich Exhalomics und externe SeiteSkintegrity.

externe Seitewww.hochschulmedizin.ch

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