Biodiversität rechnet sich

Wenn Landwirte die Artenvielfalt auf ihren Wiesen und Weiden f?rdern, k?nnen sie h?here Ums?tze erzielen. Zu diesem Schluss kommt ein interdisziplin?res Forschungsteam aus den Agrarwissenschaften, der ?kologie und der ?konomie an der ETH Zürich und weiteren Universit?ten.

Eine Wiese mit mehr als zehn Arten wirft mehr Ertrag ab als eine Wiese mit nur einer Art. (Bild:  Valentin Klaus)
Eine Wiese mit mehr als zehn Arten wirft mehr Ertrag ab als eine Wiese mit nur einer Art. (Bild: Valentin Klaus)

Viele Bauern verbinden Artenvielfalt im Grasland mit unergiebigen Ertr?gen und finanziellen Einbussen. ?Biodiversit?t gilt oft als nicht rentabel, aber wir zeigen: doch, sie kann sich rechnen?, sagt Nina Buchmann, Professorin für Graslandwissenschaften der ETH Zürich. In einer interdisziplin?ren Studie an der Schnittstelle zwischen Agrarwissenschaften, ?kologie und ?konomie haben Buchmann und ihre Kolleginnen und Kollegen die ?konomischen Mehrwerte der Artenvielfalt in einem Grasland-Experiment für verschiedene Bewirtschaftungsintensit?ten quantifiziert. Die Arbeit erschien soeben in der Fachzeitschrift externe SeiteNature Communications.

Umsatz deutlich gesteigert

?Wir zeigen, dass die Artenvielfalt ein ?konomisch relevanter Produktionsfaktor ist?, sagt Robert Finger, ETH-Professor für Agrar?konomie und Agrarpolitik. Wachsen auf der Wiese 16 Pflanzenarten statt nur eine, bleibt die Futterqualit?t des Heus zwar mehr oder weniger gleich, aber der Ertrag wird gr?sser. Deshalb steigt auch das erzielbare Einkommen aus dem Milchverkauf. ?Diese Umsatzsteigerung ist vergleichbar mit dem Unterschied der Ertr?ge zwischen extensiv und intensiv genutzten Wiesen?, sagt Sergei Schaub, der Erstautor der Studie und Doktorand in den Gruppen von Finger und Buchmann.

Im Schweizer Grasland wird besonders auf so genannten ?kologischen Ausgleichsfl?chen auf eine erh?hte Artenvielfalt geachtet. Das sind aber oft magere Standorte, deren Ertr?ge sich nicht mit denen von gutem Wiesland vergleichen lassen. Die Forschenden haben aber Daten aus dem langj?hrigen externe SeiteJena-Experiment nutzen k?nnen, in dem unter anderem die unterschiedlichen Bewirtschaftungsweisen am gleichen Standort verglichen werden.

?Unsere Resultate zeigen, dass sich der Artenreichtum auf allen Wiesen ?konomisch positiv auswirkt, egal, ob sie nur einmal oder viermal im Jahr gem?ht und gedüngt werden?, sagt Schaub. Bei intensiverer Bewirtschaftung sei es allerdings schwierig, die Artenvielfalt hoch zu halten, weil nur wenige Pflanzenarten das Düngen und h?ufige M?hen ertragen. Finger fügt hinzu, dass Schweizer Bauern im Vergleich zu ihren Berufskollegen aus anderen L?ndern diesen ?konomischen Effekt bereits gut nutzten. Im Allgemeinen seien die Futterwiesen hierzulande schon relativ artenreich, da es auch lokal angepasste Saatgutmischungen gebe.

Artenreichtum als Risikoversicherung

In dieser Deutlichkeit h?tten die Forschenden ihre Resultate nicht erwartet. Dabei haben sie einen weiteren wichtigen ?konomischen Faktor noch gar nicht eingerechnet: ?Die Biodiversit?t ist auch eine Art Risikoversicherung?, sagt Buchmann. Artenreiche Grasl?nder k?nnten Extremereignisse wie Dürren oder ?berschwemmungen besser wegstecken, weil verschiedene Pflanzenarten unterschiedlich auf solche Umwelteinflüsse reagierten und etwaige Ausf?lle teilweise kompensierten. ?Die Ertr?ge werden über die Zeit stabiler.? Dies hat das Forschungsteam kürzlich in anderen Studien zeigen k?nnen.

Die Forschenden sehen in ihren Ergebnissen einen klaren Hinweis, dass es sich für Landwirte lohnt, st?rker auf eine gr?ssere Pflanzenvielfalt in ihren Wiesen und Weiden zu achten. ?Artenreiches Grasland zu erhalten oder wiederherzustellen, kann zu einer Win-Win-Situation führen?, merken die Forschenden am Schluss ihres Fachbeitrags an, da dadurch nicht nur die Ertr?ge und der Betriebsumsatz steigen, sondern gleichzeitig auch wichtige ?kosystemdienstleistungen wie etwa die Best?ubung oder die Wasserqualit?t gest?rkt und gef?rdert werden.

Literaturhinweis

Schaub S, Finger R, Leiber F, Probst S, Kreuzer M, Weigelt A, Buchmann N and Scherer-Lorenzen M. Plant diversity effects on forage quality, yield and revenues of semi-natural grasslands. Nat. Comm. (2020). doi externe Seite10.1038/s41467-020-14541-4

Weitere Informationen?

Projekt DIVERSGRASS

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